In Niederösterreich steht eine der wichtigsten Gasdrehscheiben Europas. 40 Milliarden Kubikmeter werden dort jährlich in alle Richtungen verteilt - wohl auch in Zukunft. . .
Mitten im freien Feld steht wohl Europas komplexeste Gasdrehscheibe in Baumgarten an der March im niederösterreichischen Weinviertel. Die Region ist seit jeher als heimisches Erdöl-Mekka bekannt und nun auch mit seinen Gasreserven in aller Munde. Noch spielen hier aber die Pipelines aus Russland die weit größere Rolle.
Jährlich fließen 40 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch die Anlage nahe der slowakischen Grenze. Mit rund 30 Kilometern pro Stunde geht es durch Filterseparatoren - vergleichbar mit riesigen Zigarettenfiltern - sowie Ultraschall-Messstation und Gasverdichtern. 20 Prozent der Menge gehen schlussendlich in den heimischen Markt und 80 Prozent werden in alle Himmelsrichtungen weiterverteilt.
Die grenzüberschreitenden Gastransporte in den Rest von Europa erfolgen dann durch die Fernleitungsbetreiber. Die großen Player im Land sind die Gas Connect Austria (GCA) und, in Richtung Italien, die Trans Austria Gasleitungsgesellschaft.
Lieferungen ins Ausland
Bei diesen buchen die Gashändler, auch „Shipper“ genannt, die Transportkapazitäten. Momentan sind die Buchungsstände aber nicht allzu rosig und der Profit ist trotz steigender Preise „gering“: „Im Vergleich zu früheren Sommermonaten fließt circa die Hälfte des üblichen Gases. Von hier aus werden die Mailänder Industrie und das bayrische Pharmadreieck beliefert. Aber auch Ungarn und Slowenien sind von unseren Leitungen abhängig. Wir sind aber nur für den Gastransit zuständig und nicht für Verkauf oder Produktion“, so GCA-Pressesprecher Armin Teichert.
50 Mitarbeiter
Sparsam ist deshalb auch der Personaleinsatz. Lediglich 50 GCA-Mitarbeiter sorgen in Baumgarten für reibungslose Abläufe. Für Anlagenleiter Herbert Loibl eine Lebensaufgabe. Der 61-jährige „Gas-Mann“ ist seit dem Jahr 1981 im Geschäft und kennt die Branche: „Unser Leben ist eine Sinuskurve. Schon vor Jahrzehnten wurde das Ende von Gas und Öl prophezeit, und jetzt ist wieder alles anders. Mich freut einfach, dass man erkennt, wie wichtig fossile Energieträger sind“, so Loibl. Von einem völligen Lieferstopp will man in Baumgarten nichts hören: „Es wird weitergehen, und dann sind wir da.“
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