„Weltweite Notlage“
Affenpocken: WHO ruft Gesundheitsnotstand aus
Die Weltgesundheitsorganisation hat am Samstag angesichts der zunehmenden Ausbreitung der Affenpocken den weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach am Samstag im Rahmen einer Pressekonferenz in Genf von einer „Notlage von internationaler Tragweite“.
Bei ihrer ersten Dringlichkeitssitzung zu den Affenpocken im Juni hatten die Experten dem WHO-Generalsekretär noch davon abgeraten, die höchste Alarmstufe auszurufen. Seitdem haben sich die Infektionsfälle jedoch weiter ausgebreitet. Nach Angaben der WHO wurden inzwischen mehr als 16.000 Fälle in 60 Ländern registriert, von denen viele vorher praktisch keine Affenpocken-Fälle kannten. Tedros hatte sich bereits am Donnerstag bei der knapp sechsstündigen Sitzung des Notfallkomitees „besorgt“ über die Zunahme der Fälle gezeigt.
In Österreich wurden laut AGES bisher 99 Fälle von Affenpocken gemeldet (Stand 22. Juli). Die Erkrankung ist meldepflichtig.
🚨 BREAKING:
— World Health Organization (WHO) (@WHO) July 23, 2022
"For all of these reasons, I have decided that the global #monkeypox outbreak represents a public health emergency of international concern."-@DrTedrospic.twitter.com/qvmYX1ZBAL
Der Gesundheitsnotstand wurde bisher nur sechs Mal ausgerufen, zuletzt im Jänner 2020 wegen der rasanten Ausbreitung des damals noch neuartigen Coronavirus. Eine „Notlage von internationaler Tragweite“, so der offizielle Begriff, wird bei einem „ernsten, plötzlichen, ungewöhnlichen und unerwarteten“ Gesundheitsproblem ausgerufen, das sich in andere Länder ausbreiten kann. Die Entscheidung liegt bei WHO-Chef Tedros. Ein Ausschuss aus unabhängigen Fachleuten hatte sich zuvor nicht auf eine gemeinsame Empfehlung geeinigt, ob eine Notlage ausgerufen werden sollte.
Die jetzige Einstufung soll die Aufmerksamkeit der Mitgliedsländer erhöhen, hat aber keine direkten praktischen Folgen, denn die Regierungen entscheiden selbst über etwaige Maßnahmen in ihren Ländern. Ärzte und Kliniken sollen sensibilisiert werden, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.
Infektionen durch engen Körperkontakt
Auch den Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 hatte die WHO am 30. Jänner 2020 als Notlage deklariert. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich nun bei Affenpocken auf dieselben Maßnahmen wie bei der Corona-Pandemie einrichten müssen. Während sich das Coronavirus durch Aerosole mit Virenpartikeln verbreitet, die Infizierte beim Atmen, Sprechen oder Husten ausstoßen, erfolgen Infektionen mit Affenpocken nach derzeitigem Wissensstand in der Regel durch engen Körperkontakt.
Laut einer am Donnerstag im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Studie gehen 95 Prozent der Fälle auf eine Infektion durch sexuelle Kontakte zurück. Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören hohes Fieber, geschwollene Lymphknoten und Windpocken-ähnliche Pusteln.
"Stigma and discrimination can be as dangerous as any virus."-@DrTedros#monkeypoxpic.twitter.com/NUkuM03Kg2
— World Health Organization (WHO) (@WHO) July 23, 2022
Tedros warnt vor Stigmatisierung
WHO-Generalsekretär Tedros sprach am Samstag davon, dass sich der Ausbruch derzeit vor allem auf homosexuelle Männer konzentriere, „insbesondere auf Männer mit mehreren Sexualpartnern. Das bedeutet, dass dies ein Ausbruch ist, der mit den richtigen Strategien in den richtigen Gruppen gestoppt werden kann.“ Mit den Mitteln, die man jetzt habe, könne man „die Übertragung stoppen und diesen Ausbruch unter Kontrolle bringen“, sagte Tedros und warnte zugleich vor einer Stigmatisierung und Diskriminierung Homosexueller.
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