Details des Deals

Getreide-Abkommen: So soll die Auslieferung laufen

Ausland
23.07.2022 19:33

Einen Tag nach der Unterzeichnung eines Abkommens zur Ausfuhr von Getreide und anderer landwirtschaftlicher Güter hat Russland nach Angaben Kiews den Hafen von Odessa angegriffen, in dem einem ukrainischen Militärsprecher zufolge Getreide lagert. Ob die Vereinbarungen, die nach russischen Angaben in den „nächsten paar Tagen“ greifen sollten, damit hinfällig sind, war zunächst unklar. Ein Überblick über die geplanten Bestimmungen:

  • Koordinationszentrum in Istanbul: Vertreter der Ukraine und Russlands sowie der Türkei und der Vereinten Nationen sollen gemeinsam den Fahrplan für die Frachtschiffe durch das Schwarze Meer festlegen. Nach Aussagen von Experten könnte das Zentrum in drei bis vier Wochen einsatzfähig sein.
  • Untersuchung der Schiffe auf Waffen: Die Frachtschiffe sollen voraussichtlich in Istanbul bei Abfahrt und Ankunft von Vertretern der vier Parteien inspiziert werden, um heimliche Waffenlieferungen zu verhindern. Dies hatte Moskau gefordert.
  • Sichere Korridore im Schwarzen Meer: Die Ukraine und Russland verpflichten sich, die sicheren Korridore für die Frachtschiffe zu respektieren und dort auf militärische Aktivitäten zu verzichten. Bei der Abfahrt aus der Ukraine sollen die Frachtschiffe von ukrainischen Militärbooten begleitet werden. Die Schiffe laufen demnach aus den ukrainischen Häfen Odessa, Piwdenny (Juschne) und Tschornomorsk aus.
Ein russischer Soldat beim Bewachen eines Getreidespeichers im Hafen von Mariupol (Bild: AP)
Ein russischer Soldat beim Bewachen eines Getreidespeichers im Hafen von Mariupol
  • Vertrag gilt für zunächst für vier Monate: Der Vertrag soll zunächst für vier Monate gelten und sich automatisch verlängern. Wenn pro Monat etwa acht Millionen Tonnen Getreide ausgeführt werden können, sollten vier Monate ausreichen, um das derzeit blockierte Getreide in einer Größenordnung von 25 Millionen Tonnen auszuführen.
  • Garantien für russische Exporte landwirtschaftlicher Güter: Der Vertrag soll durch ein von Russland und den Vereinten Nationen unterzeichnetes Abkommen ergänzt werden. Dieses soll garantieren, dass die westlichen Sanktionen gegen Russland den Export russischen Getreides und Düngers nicht beeinträchtigen. Russland hatte sich zuvor beschwert, dass Sanktionen gegen Transportunternehmen, Banken und Versicherungen indirekt auch die Exporte landwirtschaftlicher Güter behinderten.
  • Vorerst keine Minenräumung: Die Unterhändler sehen von einer Minenräumung im Schwarzen Meer zunächst ab. Dies hätte laut UNO „zu viel Zeit in Anspruch genommen“. Die Minen wurden in erster Linie von der Ukraine zur Verteidigung ihrer Häfen gelegt. Ukrainische Kriegsschiffe werden die Getreidefrachter zu Beginn der Reise auch deswegen begleiten, um die Minen zu umfahren. Falls eine Minenräumung doch nötig sei, solle dies von Vertretern eines weiteren, noch nicht genannten Landes übernommen werden, heißt es in dem Abkommen.
  • Frachtschiffe aus der Türkei und Griechenland: Nach Angaben des Instituts für Seehandel (Isemar) werden vor allem türkische und griechische Massenguttransporter für die Verschiffung des Getreides genutzt werden. Ein Schiff kann üblicherweise zwischen 20.000 und 70.000 Tonnen Getreide laden.
  • Sicherheit für Reeder und Besatzung: Große Teile des Schwarzen und des Asowschen Meeres werden seit Beginn des Krieges Ende Februar nicht mehr von den Versicherungen abgedeckt. Laut Slyvain Gauden vom französischen Rückversicherer Scor muss für die betreffenden Schiffe noch über eine Art Zusatzversicherung verhandelt werden. Auch die Sicherheit der Besatzung muss nach Angaben der Internationalen Schifffahrtskammer (ICS) noch geregelt werden, bevor das Abkommen in Kraft treten kann.
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