Anrainer verzweifelt

Am Keplerplatz daheim: „Zustände sind entsetzlich“

Wien
24.07.2022 19:00

Er ist der Schandfleck von Wien-Favoriten: der Keplerplatz. Die Kriminalität hat sich vom Reumannplatz hierher verlagert. Die Verzweiflung bei den Anrainern ist groß. Die „Krone“ hat sich ein Bild vor Ort gemacht.

Der Keplerplatz gehört sicher nicht zu den schönsten Ecken Wiens. Gewaltszenen, Polizeieinsätze und Krawall stehen seit vielen Jahren an der Tagesordnung. Seitdem voriges Jahr am Reumannplatz allerdings Videokameras installiert wurden, ist alles noch schlimmer geworden.

Der Reumannplatz ist seit vorigem Jahr videoüberwacht, am Keplerplatz bräuchte es diese ebenfalls. (Bild: Jöchl Martin)
Der Reumannplatz ist seit vorigem Jahr videoüberwacht, am Keplerplatz bräuchte es diese ebenfalls.

Die „Krone“ war vor Ort und hat mit den geplagten Anrainern gesprochen. „Vor 15 Jahren habe ich eine Wohnung mit Balkon direkt auf den Keplerplatz gekauft, das war ein Fehler“, erzählt Hans Berger. Bis spät in die Nacht wird er vom Lärm der Betrunkenen wachgehalten. „Nicht einmal die Polizei kommt mehr vorbei, wenn ich sie rufe“, beklagt der Pensionist.

„Sträucher im Park werden als öffentliche Toilette missbraucht“
Neben der Belästigung durch Alkohol und Drogen käme noch der Gestank hinzu. „Die Sträucher im Park werden als öffentliche Toilette missbraucht“, erzählt der Anrainer. Ursprünglich wollte er die Wohnung vermieten, aber keine Chance. Er selbst hat schon oft überlegt wegzuziehen. „Das schöne Wien ist das hier nicht“, so Berger. Ein Alkoholverbot und Videokameras wären ein erster Schritt für ihn.

Ilhan Inaslan wohnt ebenfalls ganz in der Nähe. „Ich muss zum Einkaufen herkommen, aber angenehm ist das nicht“, sagt der 60-Jährige. Ständig werden ihm Drogen angeboten. „Wir sind den Radau schon gewöhnt“, sagt auch Hilde S. Fast täglich wird sie Zeugin von Rettungs- und Polizeieinsätzen.

Örtliche Verschiebung der Straftaten
Auch die Polizei bemerkt eine Verschlechterung der Situation vor Ort: „Seit der Überwachung des Reumannplatzes ist eine Verschiebung von Straftaten zum Keplerplatz zu bemerken. Die örtlich zuständige Polizeiinspektion bestreift diesen Bereich täglich.“

(Bild: Martin Jöchl Krone KREATIV)
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Meine Frau und ich wohnen nicht weit entfernt, und wir beobachten das Geschehen tagtäglich. Mehrmals rückt die Polizei aus, aber sie wird der Störenfriede nicht Herr.

Hubert K.

(Bild: Martin Jöchl Krone KREATIV)
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Die Zustände sind entsetzlich. Ich wohne seit 15 Jahren direkt am Keplerplatz, und es wird immer ärger. Das schöne Wien findet man hier nicht.

Hans Berger

(Bild: Martin Jöchl Krone KREATIV)
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Ich muss zum Einkaufen hierherkommen, aber es ist alles andere als angenehm. Mir wurden schon öfters Drogen angeboten.

Ilhan Inaslan

Mahrer: „Nach mehr Polizei zu rufen, ist die falsche Antwort“
Die ÖVP pocht indes auf Lösungen. „Nicht das Bekämpfen der Symptome ist relevant, sondern die Ursachen sind zu hinterfragen. In Favoriten wurden in den letzten 20 Jahren ,Wiener‘ immer seltener, und es haben sich Parallelgesellschaften einzelner Ethnien gebildet. Jetzt nach mehr Polizei zu rufen, ist die falsche Antwort, wichtig ist, das Problem an der Wurzel zu packen“, so Landesparteiobmann Karl Mahrer.

Klar ist jedenfalls, dass die Lebensqualität am Keplerplatz stark darunter leidet.

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