Verstörende Bilder
Taliban stecken Süchtige zum Entzug ins Gefängnis
Mit leeren Augen und kahl geschorenen Köpfen harren Drogensüchtige in einem Gefängnis in Kabul aus. Verstörende Bilder zeigen, wie Abhängige ohne Medikamente und ohne Behandlung 45 Tage lang von den Taliban hinter Gittern zum kalten Entzug gezwungen werden.
Schon seit Jahrzehnten werden die Menschen in Afghanistan durch Armut und Krieg in die Drogensucht getrieben. Das Land ist der weltweit und mit Abstand größte Produzent von Opium und Heroin. Doch seit die Steinzeit-Islamisten der Taliban an der Macht sind, ist das Problem nur noch schlimmer geworden.
Zahl der Abhängigen muss gestiegen sein
Rund 2,3 Millionen Afghanen nahmen im Jahr 2015 - bevor die Gotteskrieger herrschten - Drogen. Das waren etwa fünf Prozent der Bevölkerung. Aktuell gibt es zwar keine offiziellen Schätzungen mehr, aber der afghanische UN-Experte Dr. Zalmel (in Afghanistan ist es häufig, dass nur ein Name auf Dokumenten steht und der Familienname nicht bekannt ist, Anm. d. Red.) ist sich laut Informationen von bild. de sicher, die Zahl der Abhängigen muss gestiegen sein.
Warum? Nach der Machtübernahme der Taliban weigerte sich der Westen, Finanzhilfen zu zahlen. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, etwa zehn Millionen Menschen in Afghanistan können sich nicht einmal eine einzige Mahlzeit am Tag leisten. Familien, die einst in der Lage waren, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wurde die Existenzgrundlage entzogen.
Auf Hügeln, in Zelten und im Dreck
Obdachlos und süchtig nach lokal produziertem Heroin, Opium und Crystal Meth liegen Hunderte von Männern in der afghanischen Hauptstadt Kabul auf Hügeln verstreut, einige in Zelten, andere im Dreck. Manche sind unter Brücken und sogar in Abwasserkanälen zu finden. Im Rausch versuchen sie, ihr Leid zu vergessen. Der ein oder andere von ihnen ist bereits tot, andere warten darauf. „Es ist in Ordnung zu sterben“, sagt ein Abhängiger zu einem Reporter der Presseagentur AP. Ein anderer bläst einem Hund mithilfe einer Plastikflasche in die Schnauze.
In Afghanistan sind sogar die Tiere abhängig. Es gibt Leichen von Hunden mit einer Überdosis inmitten des Mülls zu finden.
Zusammengetrieben und in Lager gezwungen
Die Taliban haben jahrelang ihren Krieg gegen die afghanische Regierung mit Drogenhandel finanziert. Nach ihrer Machtübernahme verkündeten sie, rigoros gegen die florierende Opium-Industrie des Landes vorgehen zu wollen. Die Gotteskrieger haben eine aggressive Kampagne zur Ausrottung des Mohnanbaus gestartet. Gleichzeitig übernahmen sie die Politik der gestürzten, international unterstützten Regierung, die Süchtigen zusammenzutreiben und in Lager zu zwingen.
Zum kalten Entzug in ehemaliger US-Militärbasis
In zwei Nächten zu Beginn des Sommers sammelten Taliban-Kämpfer nach Angaben der für die Registrierung zuständigen Beamten etwa 1500 Personen ein und trieben sie in Lastwagen und Autos, um sie in das Avicenna Medical Hospital for Drug Treatment zu bringen, eine ehemalige US-Militärbasis, die 2016 in ein Drogenbehandlungszentrum umgewandelt wurde.
Es ist das größte einer Reihe von Behandlungslagern für Süchtige rund um Kabul. Dort wurden die Süchtigen rasiert und für 45 Tage in Baracken untergebracht. Sie erhalten keine Behandlung oder Medikamente, während sie den Entzug durchlaufen.
Aber die Lager tragen wenig dazu bei, die Sucht zu brechen. Eine Woche nach den Razzien waren die Orte wieder mit Hunderten von drogenabhängigen Menschen gefüllt, berichtet die AP. „Das ist normal“, sagt einer der Abhängigen unter einer Brücke dem AP-Reporter. „Jeden Tag werden es mehr und es hört nie auf."
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