„Kanonenfutter“

Russland: Minderheiten lehnen sich gegen Krieg auf

Der Kreml sieht sich zunehmend - wenn auch immer noch sehr begrenzter - innenpolitischer Opposition seitens ethnischer Minderheiten gegenüber, die die Last des russischen Krieges in der Ukraine unverhältnismäßig stark tragen. Die Statistiken über den Tod von Soldaten aus Minderheitengruppen im Kampf sollen verheerend sein.

Die „Asians of Russia Foundation“ wurde 2022 von Aktivisten gegründet, um die asiatischen nationalen Minderheiten und indigenen Völker Russlands zu vertreten. Die Organisation setzt sich offiziell für „gefährdete und zahlenmäßig kleine Völker, die vom russischen Staat diskriminiert werden“, ein und soll deren Identität bewahren, erklärt Organisationsgründer Wassili Matenow. 

Er betont, dass es ein weiteres Ziel der Organisation sei, den Krieg in der Ukraine zu beenden, da die Statistiken über den Tod von Soldaten aus Minderheitengruppen im Kampf verheerend seien.

„Arme sind Putins Kanonenfutter“
Für das russische Militär wird es laut Einschätzung in den kommenden Wochen immer schwieriger werden, Personal und Material zu bekommen. Bisher habe der russische Präsident Wladimir Putin vor allem auf „arme Kräfte aus ländlichen Gegenden“ zurückgegriffen. „Sie kommen aus Arbeiterstädten in Sibirien und gehören zu einem unverhältnismäßig hohen Anteil ethnischen Minderheiten an. Und sie sind sein Kanonenfutter“, so auch der britische Geheimdienstchef Richard Moore.

Ein russischer Soldat in der Ukraine

(Bild: AFP/Alexander NEMENOV (Archivbild))

Der Berater des ukrainischen Innenministers Anton Geraschtschenko zitiert ukrainische Quellen, wonach die russischen Behörden den Familien verstorbener Soldaten aus Moskau dreimal so viel zahlen wie den Familien von Soldaten aus der von Minderheiten dominierten Region Burjatien.

In Tuwa und Burjatien haben sich bereits Protestgruppen in Enklaven ethnischer Minderheiten gebildet. Sie protestieren dagegen, dass der Kreml seine Kampfkraft aus den Randgruppen der russischen Gesellschaft bezieht, so auch die Webseite understandingwar.org.