Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller mit einem Kommentar zur Debatte um Geschlechtervielfalt.
Männer und Frauen, soviel ist klar, markieren die zentralen Eckpunkte der Geschlechterordnung. Wir glauben zu wissen, was die beiden Geschlechter auszeichnet. Einparken können. Zuhören wollen. Entscheidungen treffen. Fürsorglich sein. Doch die Klarheit ist so klar nicht mehr wie sie einmal war.
Anna reißt mit der Motorsäge Bäume nieder und beansprucht, genauso viel Frau zu sein wie ihre Freundin Verena, die ihre Vorhänge selbst näht. Gregor spielt Fußball und schleppt fürsorglich für seine Partnerin die Einkaufssäcke (die sie genauso gut selbst tragen könnte). Sein Bruder Markus macht sich beim Anblick eines auf ihn zufliegenden Balles jedoch in die Hose und liest lieber ein gutes Buch. Trotzdem fühlt er sich männlich.
Wie männlich oder weiblich man sich fühlt, hat nur teilweise mit dem biologischen Geschlecht oder Geschlechterklischees zu tun. Menschen können sich weder als Mann noch als Frau richtig wohl in ihrer Haut fühlen. Manche sehen sich selbst zwar als Frau oder Mann, haben aber nicht den Körper, um dieses Geschlecht zu sein. Das ist alles keineswegs neu. Neu ist nur, wie viel darüber geredet und gestritten wird.
Was immer man dazu denkt: Man sollte wissen, dass die Forschung gezeigt hat, dass jene Menschen, die von der strikten Mann-Frau-Ordnung abweichen, zu den am meisten marginalisierten Gruppen in Österreich gehören. Auf ihre Kosten sollte man sich nicht wichtig machen.
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