2013 landete eine Festplatte mit 8000 Bitcoins im aktuellen Gegenwert von mehr als 165 Millionen Euro versehentlich auf dem Müll. Ihr Besitzer, James Howells aus dem walisischen Newport, versucht seitdem gegen den Widerstand der Stadtverwaltung, den virtuellen Schatz auf der örtlichen Mülldeponie zu bergen. Bislang vergeblich. Ein nun vorgestellter, millionenschwerer Plan soll die Verantwortlichen umstimmen. Er sieht unter anderem den Einsatz von künstlicher Intelligenz und zwei Roboter-Hunden vor.
Howells hatte die virtuelle Währung 2009 für sich entdeckt - zu einem Zeitpunkt, als sie der Öffentlichkeit noch unbekannt war - und sich ihre Eigenheit schnell zunutze gemacht: In komplizierten Rechenprozessen „schürfte“ er sich das virtuelle Geld auf seinem Laptop und häufte so binnen kurzer Zeit 8000 Bitcoins an. Der damalige Wert: praktisch null.
Im Jahr darauf ging das Gerät durch eine versehentlich verschüttete Limonade kaputt. Howell zerlegte es in seine Einzelteile und bewahrte die Festplatte, auf der sich auch die Bitcoins befanden, in einer Schreibtischschublade auf. Bis zu jenem schicksalsträchtigen Tag, irgendwann zwischen dem 20. Juni und dem 10. August 2013, als er beim Aufräumen auf die alte, längst in Vergessenheit geratene Festplatte stieß - und sie kurzerhand entsorgte.
Was Howells nicht ahnte: Bereits zum damaligen Zeitpunkt waren seine gesammelten Bitcoins umgerechnet mehr als 600.000 Euro wert. Zur Zeit des Allzeithochs der Digitalwährung stieg der Wert zwischenzeitlich sogar auf mehr als 538,5 Millionen Euro. Nach den Kurskapriolen der vergangenen Monate sind es derzeit immerhin noch mehr als 165 Millionen Euro.
Millionenschwerer Rettungsplan
Kein Wunder also, dass Howells während der vergangenen Jahre nie aufgegeben hat, nicht doch noch irgendwie an seinen weggeworfenen „Schatz“ zu gelangen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen, Newport eine Erlaubnis zum Graben abzuringen, will der 36-Jährige nun einen neuen Anlauf unternehmen und der Stadt einen millionenschweren Plan zur Festplatten-Bergung unterbreiten, wie er dem „Business Insider“ am Sonntag in einem Interview verriet.
Für seinen Plan gibt es demnach zwei Varianten, je nachdem, wie viel von der Mülldeponie die Stadtverwaltung ihm zur Durchsuchung überlassen würde. Die umfangreichste Variante würde nach Howells Schätzungen drei Jahre dauern und die Durchsuchung von 110.000 Tonnen Müll erfordern. Die erwarteten Kosten: rund 10,7 Millionen Euro. Die abgespeckte Variante würde „nur“ 5,8 Millionen Euro kosten und 18 Monate dauern. Das Geld soll von zwei in Deutschland bzw. der Schweiz ansässigen Risikokapitalgebern vorgeschossen werden.
Spezialisten, KI und Roboter-Hunde
Die Kosten beinhalten dem Bericht nach ein Team von acht Experten, die sich auf Bereiche wie Sortierung, Deponieaushub, Abfallmanagement und Datenextraktion spezialisiert haben. Der Müll soll laut Howells zunächst maschinell ausgegraben und dann in einer Pop-up-Anlage in der Nähe der Mülldeponie sortiert werden. Zum Einsatz kommen soll dabei neben menschlichen Sortierern auch ein KI-gestütztes System, dessen Algorithmus auf die Erkennung von Festplatten trainiert ist.
Da Howells „Grabräuber“ fürchtet, sind im Budget zudem die Kosten für eine Rund-um-die-Uhr-Videoüberwachung sowie zwei Roboterhunde vom Typ „Spot“ von Boston Dynamics veranschlagt. Sie sollen nachts als mobile Überwachungspatrouillen fungieren und tagsüber das Gebiet nach Gegenständen absuchen, die seiner Festplatte ähnlich sehen.
Nach der Ausgrabung soll der Müll gereinigt und so viel wie möglich davon recycelt werden, sagte Howells. Der Rest würde wieder vergraben werden. „Wir wollen die Umwelt in keiner Weise schädigen“, so Howells zum „Business Insider“. „Wenn überhaupt, dann wollen wir alles in einem besseren Zustand hinterlassen.“
Stadtrat offenbar nicht umzustimmen
Die Chancen, dass der Stadtrat Howells Plänen zustimmt, sind allerdings gering. „Es gibt nichts, was Herr Howells uns vorlegen könnte“, was den Rat dazu bringen würde, zuzustimmen, so ein Vertreter des Rates gegenüber der Website. „Seine Vorschläge stellen ein erhebliches ökologisches Risiko dar, das wir nicht akzeptieren können.“
Selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass die Stadtverwaltung Howells Plänen eines Tages doch zustimmen und er seine Festplatte tatsächlich finden sollte, bleibt fraglich, ob diese nach all den Jahren überhaupt noch funktioniert. Howells zeigt sich zuversichtlich: Sofern der sogenannte Platter, auf dem die Daten gespeichert sind, nicht beschädigt sei, bestehe eine 80- bis 90-prozentige Chance, die Daten wiederherstellen zu können.
Etwa 30 Prozent der darauf gespeicherten Bitcoins im Wert von rund 53 Millionen Euro würde Howells dann für sich behalten, weitere 30 Prozent gingen an die Risikokapitalgeber und ein Drittel an das „Bergungsteam“. Den Rest will Howells spenden. Demnach soll jeder der rund 150.000 Einwohner von Newport 50 Pfund, umgerechnet rund 59 Euro, in Bitcoin erhalten.
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