Eine Analyse von Klimadaten zeigt, dass die Wintertemperaturen in den vergangenen 50 Jahren nur um knapp 1 Grad gestiegen sind. Dafür sind die Sommer um fast drei Grad wärmer geworden.
Erstaunliches hat die jüngste Studie von „Zukunft Skisport“ ans Tageslicht gebracht. Demnach ist die Klimaerwärmung im Sommer nämlich viel deutlicher zu spüren als im Winter. Bei der Messstation Galzig (2090 Meter Seehöhe) beispielsweise sind die Wintertemperaturen in den vergangenen 50 Jahren nur um 0,9 Grad gestiegen, im Sommer hingegen kletterte das Thermometer gleich dreimal so hoch. „Das zehnjährige Mittel zeigt einen steilen und kontinuierlichen Anstieg der Sommertemperaturen seit Mitte der 1970er-Jahre um knappe drei Grad Celsius“, weiß Studienautor Günther Aigner. Das entspreche einem Anstieg der klimatischen Schneegrenze in den Gletscherregionen um 300 bis 400 Metern.
Ein ähnliches Bild zeigt sich am Säntis. Dort haben sich die Temperaturen in den vergangenen fünf Jahrzehnten im Winter um ein Grad, im Sommer hingegen um 3,3 Grad erwärmt. „Ein Teil dieser Erwärmung kann auf häufige Hochdruckwetterlagen zurückgeführt werden, da auch die Sonnenscheindauer deutlich zugenommen hat“, erklärt Aigner.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Schneegrenzen pro Grad Erwärmung um rund 160 Meter ansteigen. Unterm Strich hat die Klimaveränderung am Arlberg und am Säntis im Laufe der Jahre dafür gesorgt, dass die Schneegrenzen um gut 200 Meter angestiegen sind.
Was die Schneemengen betrifft, gibt es in Lech wenig Veränderung: Die Neuschneesummen haben sich seit 1946/47 nicht statistisch belegbar verändert, bei den größten Schneehöhen sogar seit 1926/27 nicht. Was sich im Nobelskiort aber sehr wohl verändert hat, sind die sogenannten „Schneebedeckungsperioden“. Das zehnjährige Mittel zeigt laut Aigner vergleichsweise kurze Winter - vor allem am Ende der Messreihen.
Aus statistischer Sicht ist definitiv kein klimabedingtes Ende des Skisports am Arlberg ableitbar. Das regionale Klima bringt bis jetzt ausreichend schneereiche und kalte Winter.
Studienautor Günther Aigner von „Zukunft Skisport“
Ein wenig anders als in Lech sieht es in Sachen Schneehöhen bei der Messstation in Zürs aus. Die Schneedecke ist in 100 Jahren um 34 Zentimeter geschrumpft, die Dauer der Scheebedeckung um 35 Tage. Die gute Nachricht für alle Wintersportler: Einfluss auf die Länge der Skisaison hat dies noch nicht, da die sogenannten „Schneebedeckungsperiode“ in Zürs deutlich länger ist als die Wintersaison. „Der Arlberg ist also so schneesicher wie eh und je“, resümiert Markus Gföller von den Skiliften Lech.
Christkind bringt den Schnee nach Zürs
Mit der Vermutung, dass der Schnee immer später kommt, haben die Ski-Fans übrigens gar nicht so unrecht. „Insgesamt zeigt sich eine leichte - statistisch nicht signifikante - Verzögerung des Einschneizeitpunktes am Arlberg“, so Aigner. Aber zumindest in Zürs ist die Wahrscheinlichkeit auf weiße Weihnachten groß: Seit 1948/49 fand das Christkind immer einen verschneiten Ort vor.
Um die milden Winter, die sich seit Mitte der 1980er-Jahre bemerkbar machen, etwas abzufedern, nutzen die Zuständigen der Skilifte Lech Beschneiungsanlagen. Wasser ist hierfür ausreichend vorhanden - daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Seit mehr als 100 Jahren ist die Niederschlagsmenge stabil bzw. leicht steigend. „Der Arlberg ist zu allen Jahreszeiten feucht wie eh und je - und eine der niederschlagsreichsten Regionen der Ostalpen“, fasst Markus Gföller die Ergebnisse zusammen.
Technische Fortschritte bei der Beschneiung sorgen nicht nur für gut präparierte Pisten, sondern wirken sich auch auf die Saisonlänge aus: Im Skigebiet Lech-Zürs war es in den vergangenen 37 Jahren im Durchschnitt an 144 Tagen möglich, Ski zu fahren. Die schneereiche Saison 2005/06 bescherte den Touristikern mit 158 Skitagen den längsten Skiwinter. In der Saison 1994/95 hingegen waren nur 128 Skitage möglich.
Nach Auswertung aller Daten ist für Aigner klar, dass aus statistischer Sicht kein klimabedingtes Ende des Skisports am Arlberg ableitbar ist. „Das regionale Klima am Arlberg bringt bis jetzt ausreichend schneereiche und kalte Winter.“ Diese frohe Botschaft wird bei den Skiliften Lech gerne gehört.
Dass dem Versprechen, CO2-Emissionen zu minimieren und die Energiewende voranzutreiben, im Nobelskiort auch Taten folgen, bestätigt der ehemalige Seilbahnchef Michael Manhart: „Seit Langem gibt es eine CO2-Bilanz für die einzelnen Sparten, regelmäßig wird geschaut, wo Einsparpotenzial vorhanden ist.“ Betriebsintern wird Erdwärme und Solarenergie genutzt. Bei der Bergstation des Kriegerhorns gibt es sogar ein eigenes kleines Kraftwerk, Abwärme wird zum Beheizen von Restaurants und der Mitarbeiterunterkünfte genutzt.
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