SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist strikt gegen das für Anfang August angekündigte Ende der Corona-Quarantäne. Die Regierung habe hier eine „rein politische Entscheidung, ohne Fakten und Evidenz“ getroffen. Das sei ein „verantwortungsloses Vorgehen“, befand Rendi-Wagner im Vorfeld des Sommerministerrates. Die Grünen hätten auf ganzer Linie enttäuscht und der ÖVP wieder einmal nachgegeben. Deshalb ist für die SPÖ-Chefin „die gesamte Regierung rücktrittsreif“.
Die Regierung habe Expertenmeinungen ignoriert - und gehe „sehenden Auges ein großes Risiko ein, auf Kosten der Gesundheit der Menschen in Österreich“, kritisierte Rendi-Wagner. Mit dem Quarantäne-Aus würden praktisch alle Schutzmaßnahmen aufgehoben und damit die Pandemie für beendet erklärt. Damit „gibt es 1. keinen Impffortschritt, 2. keine Maßnahmen zum Schutz vor Ausbreitung (Masken, Quarantäne), 3. steigende Zahlen, 4. erhöhte Reisetätigkeit mit dem Risiko neuer Varianten“.
Mit dem Quarantäne-Aus wurden praktisch alle Schutzmaßnahmen aufgehoben und damit die Pandemie für beendet erklärt.
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner
Rendi-Wagner sieht im Quarantäne-Aus ein völlig falsches Signal an die Bevölkerung - zu einem Zeitpunkt, an dem Infektionszahlen rasant steigen und durch erhöhte Reisetätigkeit auch neue Varianten nach Europa unterwegs seien. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Die Regierung hat die Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen, solange es diese Pandemie gibt“, befand die SPÖ-Chefin.
Quarantäne fällt mit August
Am Dienstag hatte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) nach einem Treffen mit den Landesgesundheitsreferenten bekannt gegeben, dass die Corona-Quarantäne mit August fällt. Wer sich nicht krank fühlt, kann demnach auch nach einem positiven Corona-Test das Haus verlassen, ist allerdings Verkehrsbeschränkungen unterworfen. Dies bedeutet, dass eine FFP2-Maske getragen werden muss, außer man ist im Freien und es sind in zwei Metern Abstand keine anderen Personen unterwegs.
Angesichts der neuen Varianten, der nun verfügbaren Medikamente und der Impfung halte Rauch die Entscheidung, symptomfreie positiv Getestete mit Maske aus dem Haus zu lassen, für „vertretbar“, wie er in der „ZiB 2“ am Dienstagabend erklärte. Dass dies von manchen - etwa Wien - kritisch gesehen wird, nimmt Rauch zur Kenntnis. Auch, dass seine Frau in einer Aussendung erklärt hatte, dies sei „mit Sicherheit die falsche Entscheidung von Gesundheitsminister Rauch“. „Ich liebe meine Frau, sie hat eine andere Meinung, das ist auch gut so“, sagte Rauch dazu - und verwies darauf, dass Sprickler-Falschlunger hier „in ihrer Rolle als SPÖ-Vorsitzende spricht“. Druck auf ihn, etwa seitens der Wirtschaftskammer, habe es nicht gegeben, versicherte der Gesundheitsminister.
Experten uneins über Quarantäne-Ende
Doch nicht nur in der Politik herrscht Uneinigkeit über die neue Maßnahme, auch Wissenschaftler zeigen sich gespalten: Während Epidemiologe Gerald Gartlehner die Aufhebung für vertretbar hält und eine Fokussierung auf Risikogruppen anregt, zeigten sich andere Wissenschaftler wie etwa der Molekularbiologe Ulrich Elling, der Virologe Norbert Novotny oder der Virologe Andreas Bergthaler skeptisch.
Aus Sicht der Wissenschaft sei es „schwierig, diesen Schritt zu unterstützen“ - wenngleich freilich die Politik anders entscheiden könne, so Bergthaler in der „Zeit im Bild“. Er ist Mitglied im von der Regierung eingesetzte Krisenstab Gecko, und dort habe bei der Sitzung am Montag die Skepsis überwogen. Die Entscheidung für das Quarantäne-Ende falle zum falschen Zeitpunkt. Denn aus den Abwasseranalysen wisse man, dass die Dunkelziffer weiter im Steigen sei. Bergthaler warnte auch vor dem „Trugschluss“, dass Menschen mit milden Symptomen nicht ansteckend seien.
GECKO-Leiterin Reich verteidigt neue Regeln
Die Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit und GECKO-Leiterin Katharina Reich verteidigte am Mittwochmorgen die neuen Corona-Regeln dagegen, da man inzwischen eine andere Situation habe als zu Beginn der Pandemie. Außerdem sehe sie keinen Grund, dass sich Menschen, die sich bis jetzt an alle Maßnahmen gehalten haben, dies nun plötzlich nicht mehr tun sollten. Zudem hofft man, dass durch die Verkehrsbeschränkungen wieder mehr getestet wird.
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