Tohuwabohu um Covid-Kranke im Kindergarten: Infizierte Buben und Mädchen mit Maske in die Kinderbetreuung? Mit seiner Aussage in der „ZiB 2“ sorgte Johannes Rauch (Grüne) für heftigen Wirbel - besagt doch seine eigene Verordnung etwas völlig anderes. Mittlerweile hat sich der Gesundheitsminister für den Fehler entschuldigt. Aufregung gibt es aber nach wie vor wegen eines anderen Punktes.
„Wenn Ihr Kind keine Symptome hat, dann bringen Sie es mit Maske ganz praktisch in die Kinderbetreuung, können es dort abgeben und wieder abholen“ - mit diesen Worten sorgte Gesundheitsminister Rauch in seinem ORF-Interview am Dienstagabend für Entrüstung.
„Ich bin nur noch fassungslos. Keine Ahnung, was dem Minister für ein Bild vorschwebt von der echten Welt. Glaubt er tatsächlich, dass Eltern nur gesunde Kinder in den Kindergarten bringen, wenn sie alternativlos arbeiten gehen müssen und um ihren Job bangen?“, trieb es Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker im „Krone“-Gespräch die Zornesröte ins Gesicht.
Betretungsverbot für infizierte Kinder unter elf Jahren
Erstaunlich: Johannes Rauch kennt offenbar seine eigene Verordnung nicht! Der „Krone“-Faktencheck nach dem „ZiB 2“-Auftritt zeigte bereits, dass seine flapsige Aussage im TV so nicht stimmen konnte. Für positiv getestete Kinder unter elf Jahren gilt sowohl in Kindergärten wie in Volksschulen ein Betretungsverbot. Die Erklärung dafür (siehe auch Ausriss unten): Kleineren Kindern ist es weder zuzumuten noch zuzutrauen, dass sie über viele Stunden lang ihre Maske durchgehend korrekt tragen.
Das Ministerbüro wollte den Irrtum ihres Chefs vorerst allerdings nicht eingestehen: „Die Aussage ist missverstanden worden“, hieß es. Am Mittwochnachmittag entschuldigte sich Rauch dann doch.
Pädagogen müssen mit Corona in die Bildungseinrichtung
Für Kritik sorgt indes weiterhin ein anderer Punkt. Für Kindergartenpersonal und Lehrer gilt das Betretungsverbot nicht. Sie müssen ab 1. August auch infiziert mit FFP-2-Maske zur Arbeit erscheinen, es sei denn ein Arzt hat sie krankgeschrieben.
Betreiber durch die Bank skeptisch
Betreiber reagieren skeptisch: „Ich gehe davon aus, dass jeder Mitarbeiter, der infiziert ist, sich krankmeldet. Wie soll der Betrieb funktionieren, wenn ein Pädagoge stets die Gruppe verlassen muss, wenn er die Maske abnimmt, etwa um zu trinken?“, fragt Kurt Burger, interimistischer Leiter der MA 10, Wiener Kindergärten.
Wie soll der Betrieb funktionieren, wenn ein Pädagoge stets die Gruppe verlassen muss, wenn er die Maske abnimmt, etwa um zu trinken?
Kurt Burger, interimistischer Leiter der MA 10.
„Rechnen mit Gruppenschließungen im Herbst“
„Wir sehen die geplante Verordnung sehr kritisch. Auch wenn es ein Betretungsverbot von Infizierten für Kindergärten und Horte geben soll, wer soll das kontrollieren? Die Personalsituation ist bereits sehr angespannt und wir gehen davon aus, dass es im Herbst aufgrund der jetzt schon steigenden Infektions- und Erkrankungszahlen zu Gruppenschließungen kommen wird. Die Leidtragenden sind zuallererst die Kinder, ihnen wird dadurch wertvolle Bildungszeit genommen“, ist auch Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung, über das Corona-Pandemiemanagement empört.
„Regelung nicht durchdacht“
„Wie immer, werden die Regelungen für neue Covid-Verordnungen für den Kindergarten nicht wirklich mitgedacht und vieles an dieser neuen Regelung ist nicht durchdacht. Denn Kindergarten-Mitarbeiter können weder durchgehend Masken tragen, noch Abstand zu Kindern halten“, heißt es von den Kinderfreunden.
Punkte, die auch Stadtrat Peter Hacker sauer aufstoßen. Der Streit zwischen Bund und Wien geht munter weiter.
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