Die Jagd auf Wölfe ist für Tirols Jäger problematisch: einerseits wegen fehlender rechtlicher Grundlagen im Jagdgesetz, andererseits wegen drohender Vergeltungsaktionen militanter Tierschützer. Im schlechtesten Fall finden sich keine Jäger, die den Problemwolf erschießen.
Mehr Tempo forderte Tirols VP-Chef Anton Mattle bei der Entnahme von Problemwölfen. Aktuell treibt einer, 158 MATK genannt, im Bereich Ellbögen und Wattental sein Unwesen. Mehr als 40 Schafrisse sollen auf sein Konto gehen. Am Dienstag hat die Tiroler Landesregierung eine entsprechende Verordnung zur Entnahme beschlossen, doch Abschussbescheid gibt es halt immer noch keinen.
Bärenjäger musste auswandern
Das Problem liegt im Kleingedruckten: „Wenn es wieder so ist, dass Jagdschutzorgane und Jagdleiter namentlich und mit Adresse genannt werden, dann kann ich eine Teilnahme an der Jagd nicht empfehlen“, sagt Landesjägermeister Anton Larcher. Wildeste Sanktionen von radikalen Tierschützern seien zu befürchten: „Von Aufrufen zum Anzünden von Hochständen bis zu Morddrohungen ist alles schon vorgekommen. Der Jäger, der einst Bär Bruno erschoss, musste nach Spanien auswandern“, weiß Larcher.
Der Wolf ist nicht Thema der Jäger. Aber wir wollen die Landwirtschaft natürlich nicht im Stich lassen. Es wird aber davon abhängen, wie der Bescheid aussieht.
Landesjägermeister Anton Larcher
Er rechnet mit einem Einspruch des WWF gegen den Bescheid – „und er wird wieder recht bekommen“. Wie aus dem Landhaus zu hören ist, ist erst nächste Woche mit der Ausstellung des Entnahmebescheides zu rechnen.
Wir Grüne haben binnen Stunden die Gefährlichkeitsverordnung erledigt. Seither doktert die Volkspartei an einem Abschussbescheid herum, den es noch immer nicht gibt
Grüner Klubobmann Gebi Mair
Bescheid schon einmal aufgehoben
Das Land hat keine besonders guten Erfahrungen mit derartigen Schriftstücken. Im Vorjahr hob das Verwaltungsgericht einen Wolf-Bescheid auf, nachdem Umweltorganisationen dagegen protestiert hatten. Damals war die Entnahme ebenfalls auf einen Problemwolf mit einer hohen Zahl an Rissen zugeschnitten, was genau dem Tiroler Jagdgesetz entsprach. Doch das Tier nach Wochen anhand der Statur zweifelsfrei zu identifizieren – das ist auch für Jäger ein Ding der Unmöglichkeit.
Reform des Jagdgesetzes mit Sonderlandtag?
Deshalb soll diesmal ein Territorium definiert werden, mit zeitlicher und örtlicher Nähe zum Rissgeschehen. „Aus meiner Sicht ist das ohne eine Änderung des Jagdgesetzes nicht unproblematisch“, sagt Jurist und FP-Chef Markus Abwerzger: „Die ÖVP hat mit uns eine Mehrheit im Landtag, um eine Änderung des Jagdgesetzes und damit eine saubere Lösung sofort zu ermöglichen.“ Das Land plant dem Vernehmen nach einen zweiten Abschussbescheid - und zwar für einen Problemwolf in Osttirol.
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