Armee am Limit?

Moskau übertrug Wagner-Söldnern mehr Verantwortung

Ukraine-Krieg
29.07.2022 13:21

Der britische Geheimdienst ist sich sicher, dass Russland der Söldner-Truppe Wagner Verantwortung für einige Frontabschnitte in der Ostukraine übertragen hat. Das könne ein Zeichen dafür sein, dass Moskau eigene Soldaten und Soldatinnen fehlen würden. Bisher waren die Wagner-Söldner vor allem an Einsätzen beteiligt, die sich von den offenen, groß angelegten Aktivitäten des russischen Militärs unterschieden.

Der neue Schritt sei damit eine maßgebliche Veränderung im Vergleich zu den vorherigen Einsätzen seit 2015, zitierte das Verteidigungsministerium in London aus dem täglichen Bericht des britischen Militärgeheimdiensts. Laut Ben Wallace, dem britischen Verteidigungsminister, scheitere Russland in seinem Krieg gegen die Ukraine derzeit in vielen Bereichen. Daher könne es sein, dass der russische Präsident Wladimir Putin versuche, seine Strategie erneut zu ändern. „Putins Plan A, B und C ist gescheitert und er könnte sich nach Plan D umsehen“, sagte Wallace.

Wohl kein großer Unterschied im Verlauf
Dass dieser mehr Verantwortung für die Wagner-Söldner vorsieht, bestätigten bisher weder die russische Regierung noch die Organisation selbst. Die Gruppe Wagner war in der Vergangenheit unter anderem in Syrien, Armenien und afrikanischen Ländern wie Mali im Einsatz. Sie steht seit 2017 auf der Sanktionsliste der USA gegen russische Unternehmen und Personen und seit Dezember 2021 auch auf einer Sanktionsliste der EU. Ihr werden unter anderem schwere Menschenrechtsverstöße vorgeworfen. Der Einsatz an der Front der Ostukraine würde jetzt aber wohl keinen signifikanten Unterschied im Verlauf des Kriegs machen, schätzt der britische Geheimdienst. Dazu reiche die Zahl der Kräfte nicht aus.

Russische Truppen in Süden verlegt
Russische Truppen sollen wiederum in den Süden verlegt worden sein, wie die Regierung in Kiew am Mittwoch erklärte. Dort soll die 49. Armee am Westufer des Flusses Dnjepr in Cherson stehen und verwundbar sein, nachdem ukrainische Streitkräfte mehrere strategisch wichtige Brücken zerstört hatten. Auf diese Weise sei die Versorgung des Militärs erschwert worden, laut Vorwürfen aber zugleich die der ukrainischen Bevölkerung im besetzten Gebiet. In Cherson und einem benachbarten Ort hat die ukrainische Armee aktuell ihren Schwerpunkt der Gegenoffensive.

Im Gebiet Donezk sollen kürzlich 40 ukrainische Kriegsgefangene durch Artilleriefeuer der Kiewer Truppen ums Leben gekommen sein. Dabei handelt es sich um ukrainische Soldaten und Soldatinnen, die den moskautreuen Truppen bei der Eroberung der Hafenstadt Mariupol in die Hände gefallen seien, berichtete ein Vertreter der Separatistenführung.

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