Die ersten Daten des Anfang Juli gestarteten Abwassermonitorings liegen nun vor - mit einem überraschenden Ergebnis: Obwohl vergleichsweise wenig PCR-getestet wird, gibt es offenbar kaum unentdeckte Infektionen.
Als „Frühwarnsystem“ bezüglich des Corona-Infektionsgeschehens ist das Abwassermonitoring gedacht, das in Oberösterreich mit 3. Juli gestartet wurde. Eine erste Zwischenbilanz, die jetzt vorliegt, gibt den Initiatoren recht: Bereits am 5. Juli zeigten die ausgewerteten Abwässer aus den Kläranlagen einen Anstieg – der sich dann Mitte Juli auch in erhöhten Fallzahlen bei den PCR-Tests niederschlug. Anstiege im Abwasser seien bereits vier bis zehn Tage vor dem klinischen Bild zu sehen, schlussfolgert Primar René Silye, der Leiter der Pathologie am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck.
Der große Vorteil des Abwassermonitorings liegt vor allem darin, dass wir damit Trends in der Regel früher erkennen können, als das aufgrund der medizinischen Testungen der Fall ist.
René Silye, Leiter Pathologie, Salzkammergut Klinikum
„Das flächendeckende Abwasserscreening ist eine wertvolle Hilfe, um herannahende Wellen frühestmöglich zu erkennen“, zieht LH Thomas Stelzer (ÖVP) ein erstes Zwischenresümee. Freilich seien die vorliegenden Daten vorerst nur eine Momentaufnahme. Der Wert des Screenings liege in der Beurteilung des Langzeitverlaufs, sagt Stelzer.
Mit dem Abwasserscreening haben wir unseren Werkzeugkoffer für den kommenden Herbst und mögliche Infektionswellen entscheidend ergänzt.
Thomas Stelzer, Landeshauptmann OÖ
10 Kläranlagen zweimal pro Woche beprobt
Seit 3. Juli werden in OÖ zehn Kläranlagen zweimal pro Woche beprobt. Dabei werde jeweils ein halber Liter Wasser entnommen und auf Virus-RNA untersucht, erklärt Sylie. Aus den Analyseergebnissen wird eine Zahl sogenannter „fiktiver Ausscheider“ errechnet – jener Leute, die das Virus in sich tragen, unabhängig davon, ob sie symptomatisch sind oder ob sie getestet wurden. Diesen Wert stellt man dann der Zahl der bekannten positiven Coronatests gegenüber. Während die im Abwasser gemessenen Werte und die offiziell getesteten Positiven anfangs noch weit auseinanderklafften, rückten sie im Lauf des Monats immer weiter zusammen. Daraus lesen die Experten ab, dass die Dunkelziffer – also jene Corona-Fälle, die mangels Tests unentdeckt bleiben – gesunken ist. „Wir übersehen keine großen Massen an Infizierten“, analysiert Stelzer.
Mit Ende August übernimmt das Land auch das im Bund auslaufende Abwassermonitoring an 16 Schulstandorten. Dann wird laut Stelzer der Einzugsbereich von 450.000 Hauptwohnsitzen in OÖ überwacht.
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