Airbus Defence and Space und die US-Armee haben mit der Solardrohne Zephyr einen neuen Rekord für den längsten Drohnenflug aufgestellt. Seit mehr als 40 Tagen kreist die Solardrohne über dem Yuma-Testgelände in der Sonora-Wüste im Südwesten der USA. Damit hat die in bis zu 20 Kilometern Höhe operierende Drohne ihren eigenen Rekord gebrochen: 2018 war sie schon einmal fast 26 Tage lang in der Luft.
Wie das Wissenschaftsportal „Space“ meldet, hob die Drohne am 15. Juni von dem Testgelände der US-Armee im Bundesstaat Arizona zu ihrem immer noch andauernden Testflug ab. Es ist der erste Zephyr-Flug in diesem Jahr.
Zephyr absolvierte zahlreiche neue Tests
Dabei habe die Solardrohne nicht nur ihren eigenen Flugzeitrekord gebrochen, sondern auch erstmalig einige andere Durchbrüche erzielt - den ersten Flug über Wasser, die erste Reise in den internationalen Luftraum, den längsten Flug weg von ihrem Startpunkt sowie den längsten ausschließlich per Satellitenkommunikation koordinierten Langstreckenflug.
25 Meter Spannweite bei 75 Kilo Gewicht
Ermöglicht wird die Flugdauer durch den Aufbau der Drohne: Sie besteht fast nur aus Tragflächen und Leitwerk, die mit Solarzellen überzogen wurden. Die in bis zu 20 Kilometern Höhe operierende Zephyr, deren Konstruktion an ein Segelflugzeug erinnert, hat 25 Meter Spannweite, wiegt aber nur 75 Kilo. Maximale Nutzlast: 22,5 Kilo. Das aus kohlefaserverstärktem Kunststoff gefertigte Flugzeug ist mit Akkus ausgestattet, die tagsüber mit Sonnenstrom für die Nacht geladen werden.
Bei Airbus und den US-Streitkräften sieht man in der Airbus Zephyr Potenzial als Überwachungsdrohne. Durch ihre große Flughöhe könne sie mit optischen, Infrarot-, LIDAR-, Radar- oder Hyperspektralsensoren am Boden eine Fläche von 20 mal 30 Kilometern abdecken. Mit ihrer quasi unbegrenzten Flugzeit sei sie interessant für Marine oder Grenzschutz und könne wochenlang Aufklärungsarbeit leisten.
Zephyr könnte Internetzugang bereitstellen
Es wären freilich auch zivile Einsatzbereiche denkbar: Durch ihre Ausdauer und Flughöhe könnte die Solardrohne laut Hersteller auch als „fliegender Handymast“ dienen, also in entlegenen Regionen der Welt Internet bereitstellen. Die Drohne würde ein deutlich größeres Gebiet abdecken als terrestrische Sendeanlagen und könnte auch als Knoten für andere Flugzeuge dienen. Laut Airbus - siehe Video - soll eine einzelne Zephyr 250 Handymasten ersetzen.
Solardrohnen, die uns von der Stratosphäre aus mit Kommunikationsdiensten versorgen sollen, hat auch der Facebook-Konzern erprobt. Das Projekt wurde allerdings eingestellt. Auch Google experimentierte mit Internet aus der Stratosphäre, stellte sein „Project Loon“ mit Wetterballons im Vorjahr jedoch ebenfalls ein. Die US-Raumfahrtfirma SpaceX von Technologiemagnat Elon Musk hat ihr noch deutlich höher angesiedeltes Satellitennetzwerk Starlink derweil bereits zur Marktreife gebracht.
Nächster Testflug führt über den Pazifik
Neben den USA testet auch Großbritannien die Drohnen, deren Entwicklung Airbus 2013 vom britischen Rüstungsunternehmen QinetiQ übernommen hat. In den USA soll das Solarflugzeug nach Beendigung des aktuellen Testflugs zur ersten Pazifiküberquerung ansetzen. Der Flug werde „in den kommenden Wochen“ beginnen und habe zum Ziel, eine nicht näher benannte „Prototyp-Nutzlast“ über mehrere US-Kommandoposten hinweg zu transportieren.
Die Zephyr-Drohne wird als „Höhenplattform“ entwickelt. Dabei handelt es sich um Fluggeräte, die wochenlang in der Stratosphäre bleiben und etwa Erdbeobachtungs-, Spionage- und Kommunikationsdienste erbringen sollen. Weil diese Aufgaben normalerweise Satelliten erledigen, ist auch die Rede von „Pseudo-Satelliten“. Neben Solardrohnen werden in diesem Bereich etwa auch Zeppeline erprobt.
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