Nach Angriff auf Lager
Moskau veröffentlicht Liste getöteter Gefangener
Einen Tag nach dem Angriff auf ein Lager mit ukrainischen Kriegsgefangenen hat Russlands Verteidigungsministerium eine Liste mit Namen von 50 Toten und 73 Verletzten veröffentlicht. Bei dem Angriff, der laut Russland mit einem Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars verübt worden sein soll, sei der Großteil der 193 Kriegsgefangenen in Oleniwka im Gebiet Donezk getötet oder verletzt worden, teilte das russische Ministerium mit. Zuvor war von mehr als 50 Toten die Rede.
Während Russland das ukrainische Militär dafür verantwortlich macht, betont Kiew, dass das Kriegsverbrechen auf das Konto Moskaus gehe. Selenskyjs Berater Michajlo Podoljak sprach von einer „klassischen, zynischen und sehr durchdachten Operation unter falscher Flagge“.
Ukraine spricht von gezielter Sprengung
Das Portal „Ukrajinska Prawda“ zitierte angebliche Quellen im ukrainischen Militärgeheimdienst, nach denen russische Kräfte nachts das Gebäude in dem Lager zerstört hätten. Während der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter von einem Beschuss sprach, sahen die ukrainischen Geheimdienste eine gezielte Sprengung - angeblich durch die Söldnergruppe Wagner. Die Vorwürfe und Angaben der beiden Kriegsparteien konnten bisher nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.
Mit Stand Samstagmorgen seien 48 ukrainische Gefangene tot geborgen worden, zwei seien auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben, hieß es. Den Verletzten werde medizinische Hilfe zuteil. „Die gesamte politische, strafrechtliche und moralische Verantwortung für das Blutbad an den Ukrainern trägt persönlich Selenskyj, sein verbrecherisches Regime und Washington als Unterstützer“, so das russische Verteidigungsministerium.
Selenskyj ortet absichtliches Kriegsverbrechen
Zuvor hatte Staatschef Wolodymyr Selenskyj Russland als „Terrorstaat“ bezeichnet und dem Land die Schuld an dem Verbrechen gegeben. Es handle sich um ein „absichtliches Kriegsverbrechen“, für das es „Vergeltung“ geben werde, sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft. „Die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, die das Leben und die Gesundheit unserer Kriegsgefangenen garantieren sollten, müssen umgehend reagieren“, forderte der Staatschef.
Schule in Charkiw von Raketen getroffen
Unterdessen gingen die Kämpfe in der Ukraine weiter. Der Generalstab in Kiew meldete eine Vielzahl von russischen Angriffen, darunter in den Gebieten Charkiw und Mykolajiw. Durch den Beschuss eines Wohnviertels im südlichen Mykolajiw seien ein Zivilist getötet und sechs weitere verletzt worden, erklärte der Regionalgouverneur Vitali Kim auf Telegram. In Charkiw gingen am frühen Morgen drei S-300-Raketen auf einer Schule nieder.
Im Gebiet Donezk seien dem Feind schwere Verluste zugefügt worden, teilte der Generalstab mit. Es seien innerhalb von 24 Stunden „170 Okkupanten“ vernichtet worden. Die russischen Streitkräfte bestätigten in einem Lagebericht am Samstag, dass im Gebiet Charkiw mit „Iskander“-Raketen ein Stützpunkt mit ukrainischen Nationalisten bombardiert worden sei.
Ukrainische Vorstöße im Süden des Landes
Die Ukraine meldete weitere eigene Vorstöße gegen russische Truppen im Süden des Landes. Mit der Zerstörung einer Eisenbahnbrücke über den Fluss Dnipro seien die russischen Besatzungstruppen von der Versorgung auf dem Schienenweg abgeschnitten, teilte das ukrainische Militär mit. In der Region Cherson hätten ukrainische Kräfte am Freitag außerdem mehr als 100 russische Soldaten getötet sowie zwei Munitionslager und sieben Panzer zerstört.
Die Ukraine hatte in den vergangenen Wochen mit westlichen Waffen bereits drei Brücken über den Dnipro schwer beschädigt, um russische Truppen in der Stadt Cherson am westlichen Flussufer von der Versorgung abzuschneiden. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums ist es russischen Truppen im Gegenzug wahrscheinlich gelungen, mit Pontonbrücken und einem Fährdienst den Verkehr über den Fluss aufrecht zu erhalten. Es sei außerdem damit zu rechnen, dass von Russland eingesetzte Behörden in besetzten Gebieten in der Südukraine noch für dieses Jahr Referenden über einen Anschluss an Russland vorbereiten.
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In Moskau berichtete des russische Verteidigungsministerin von zahlreichen Schlägen gegen die ukrainischen Streitkräfte, bei denen auch vom Westen gelieferte Haubitzen, Drohnen und andere Waffen zerstört worden seien. Bereits am 28. Juli sei auch ein „Bataillon der Präsidentenbrigade“ vernichtet worden, mehr als 140 Angehörige der Eliteeinheit starben demnach. Bei dem Schlag gegen eine Basis an einer Bahnstation in Pokrowsk im Gebiet Donezk seien auch rund 250 ukrainische Soldaten verletzt worden, hieß es.
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