Empörung in London
Ministerin: „Premier-Kandidat ist ein Attentäter“
Jetzt wird der Machtkampf um die Nachfolge von Boris Johnson an der britischen Regierungsspitze so richtig schmutzig. Kulturministerin Nadine Dorries warnte am Sonntag ihre Parteifreunde, für den früheren Finanzminister Rishi Sunak zu stimmen. Sunak sei ein Attentäter, so Dorries.
„Das strahlende Lächeln des Attentäters, seine sanfte Stimme und sogar seine winzige Statur haben viele von uns wirklich getäuscht“, schrieb die Ministerin in einem Beitrag für die „Mail on Sunday“. Zudem retweetete sie ein Bild, das zeigt, wie Sunak als Brutus den Premier als Julius Cäsar von hinten ersticht (siehe Tweet unten). Dorries gilt als eine der engsten Vertrauten Johnsons und unterstützt im Wahlkampf um dessen Nachfolge Außenministerin Liz Truss. Sunak beschreite einen „Weg des Verrats“ und habe einen Coup gegen Johnson geplant, schrieb die Ministerin weiter.
Tory-Abgeordnete kritisierten die Beiträge als abscheulich und spalterisch. Zuvor hatte Dorries über teure Kleidung des wohlhabenden Sunak gelästert. In der „Mail“ schrieb sie nun, sie sei mit ihrer Kritik an Sunaks Aussehen übers Ziel hinausgeschossen. „Ich wollte Rishis fehlgeleiteten Kleidungsstil hervorheben, um die Tory-Mitglieder davor zu warnen, sich von Äußerlichkeiten täuschen zu lassen, wie es vielen von uns passiert ist, die mit dem Schatzkanzler im Kabinett gedient haben“, betonte sie.
Staatssekretär warnt vor brandgefährlichen Aussagen
Sunak-Unterstützer und Wirtschaftsstaatssekretär Greg Hands nannte die Vorwürfe „geschmacklos“. Im Sender Sky News erinnerte er an den Mord an dem konservativen Abgeordneten David Amess im Oktober 2021. Seitdem sei nicht einmal ein Jahr vergangen, sagte Hands. Die Aussagen seien brandgefährlich. Der Ex-Finanzminister wehrt sich seit Wochen gegen Vorwürfe, er habe seit Langem seine Kandidatur als Premier geplant und mit seinem Rücktritt schließlich für Johnsons Aus gesorgt. Auch der scheidende Premier äußerte sich entsprechend.
Neuer Premier soll im September gekürt werden
Truss und Sunak waren in mehreren Wahlrunden von den Mitgliedern der konservativen Parlamentsfraktion gekürt worden. Von Montag an entscheiden nun die Tory-Mitglieder über die neue Parteichefin oder den neuen Parteichef. Für die Wahl haben sie einen Monat Zeit. Das Ergebnis soll am 5. September verkündet werden. Die Siegerin oder der Sieger zieht auch in den Regierungssitz in der Downing Street ein. Truss gilt als Favoritin.
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