Getreide unterwegs
Im Libanon stehen Menschen stundenlang für Brot an
Wie berichtet, ist Montagfrüh ein ukrainisches Frachtschiff vom Hafen Odessa aufgebrochen. Es fährt mit mehr als 25.000 Tonnen Mais in den Libanon. Dort stehen Menschen derzeit stundenlang vor Bäckereien an, um Brot zu bekommen. Grund sind die rationierten Mengen aufgrund der Lieferengpässe bei Getreide.
„Ich habe heute drei Stunden lang gewartet, gestern zweieinhalb Stunden, um ein Sackerl Brot zu bekommen“, sagte der 48-jährige Chalid Mansur vor einer Bäckerei in der Hauptstadt Beirut. „Ich muss meine Kinder ernähren, was soll ich machen?“ Derzeit liegt der offizielle Preis für Sechser-Packungen mit runden Brotfladen bei 13.000 libanesischen Pfund (8,37 Euro), auf dem Schwarzmarkt werden mehr als 30.000 libanesische Pfund (19,32 Euro) dafür verlangt. Chalid verdient als Konditorei-Angestellter umgerechnet nicht mehr als rund 50 Euro im Monat und kann es sich daher nicht leisten, das Brot auf dem Schwarzmarkt zu kaufen.
Kunden kommen mit Schusswaffen und Messern
Der Nachteil bei den Bäckereien ist, dass die Warteschlangen seit zwei Wochen im gesamten Libanon immer länger werden. Dort wird das vom Staat subventionierte Brot wegen Lieferengpässen beim Getreide rationiert. Vor Kriegsbeginn wurden 80 Prozent des Weizens aus der Ukraine importiert. „Seit mehr als zwei Wochen sind Warteschlangen an der Tagesordnung“, sagte Mohamed Mehdi, Besitzer einer Bäckerei in Beirut. Selbiges gelte für Streitereien. Die Kunden und Kundinnen kämen teilweise gar mit Schusswaffen und Messern. Vergangene Woche musste im Osten des Landes sogar das Militär eingreifen, nachdem eine Bäckerei von einer wütenden Menschenmenge gestürmt worden war.
Das libanesische Wirtschaftsministerium beschuldigt Bäckereien, subventioniertes Mehl zu hamstern. Die Bäckereien werfen der Zentralbank wiederum vor, nicht genug Kredite für Importe bereitzustellen. Der Libanon leidet bereits seit 2019 unter einer Wirtschaftskrise, die Nationalwährung hat mehr als 90 Prozent ihres Werts verloren. 80 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.
16 weitere Schiffe stehen bereit
Am Montag machte sich nun das Schiff „Razoni“ mit Mais auf den Weg aus der Ukraine. Es soll ungefähr um 15 Uhr Ortszeit (14 Uhr MESZ) in Istanbul sein, wo es inspiziert wird. Anschließend geht es in den Libanon weiter, wo das Schiff ein weiteres Mal kontrolliert wird. „Heute unternimmt die Ukraine zusammen mit ihren Partnern einen wichtigen Schritt, um Hunger in der Welt zu verhindern“, sagte der ukrainische Infrastrukturminister Oleksandr Kubrakow am Montag. 16 weitere Schiffe würden nun darauf warten, ebenfalls ablegen zu können.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.