Der Klimawandel könnte nach Ansicht führender Experten im schlimmsten Fall zum Aussterben der Menschheit führen. „Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass der Klimawandel katastrophale Ausmaße annehmen könnte“, so die Wissenschaftler. Die Welt müsse anfangen, sich auch auf Endzeit-Szenarien vorzubereiten.
Trotz 30-jähriger Bemühungen seien die durch den Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen weiter gestiegen. „Selbst wenn man den schlimmsten Fall von Klimaänderungen außer Acht lässt, ist die Welt auf dem besten Weg, bis zum Jahr 2100 einen Temperaturanstieg zwischen 2,1 und 3,9 Grad zu erleben.“
Unter der Überschrift „Klima-Endspiel: Erforschung katastrophaler Szenarien des Klimawandels“ plädieren die Autoren in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) für ein umsichtigeres Risikomanagement und mehr Forschung zu den schlimmstmöglichen Folgen der Erderwärmung. Denn bisher wisse man zu wenig über solche Endzeit-Szenarien und deren Wahrscheinlichkeit, schreibt das internationale Team in der US-Fachzeitschrift.
So seien die Folgen einer Erwärmung um drei Grad bisher nicht ausreichend untersucht. Die Forschung fokussiere sich auf Szenarien, bei denen die Folgen des Klimawandels moderat seien. „Sich einer Zukunft mit beschleunigtem Klimawandel zu stellen, ohne die schlimmsten Szenarien zu bedenken, ist bestenfalls naives Risikomanagement und schlimmstenfalls fatal töricht“, heißt es.
Sich einer Zukunft mit beschleunigtem Klimawandel zu stellen, ohne die schlimmsten Szenarien zu bedenken, ist bestenfalls naives Risikomanagement und schlimmstenfalls fatal töricht.
Aus dem Klimabericht
In ihrem Artikel schreiben die Forscher über die Ausweitung von Gebieten mit extremer Hitze - also einer jährlichen Durchschnittstemperatur von über 29 Grad Celsius. Laut Modellierungen des Teams könnten bis 2070 zwei Milliarden Menschen in solchen Gebieten leben, aktuell sind es rund 30 Millionen.
„Ernsthaftes Potenzial für katastrophale Folgewirkungen“
Das zeige, wie komplex Klimafolgen sein könnten. „Bis 2070 werden diese Temperaturen und die sozialen und politischen Folgen zwei Atommächte und sieben Hochsicherheitslabore, in denen die gefährlichsten Krankheitserreger untergebracht sind, direkt betreffen“, sagt Ko-Autor Chi Xu von der chinesischen Universität Nanjing. „Es besteht ein ernsthaftes Potenzial für katastrophale Folgewirkungen.“ So könnten Hitze und unbewohnbare Gegenden etwa zu Migration, sozialen Unruhen und internationalen Konflikten führen.
Besonders gefährlich seien die Folgen des Klimawandels mit Blick auf Kipppunkte, schreiben die Wissenschafter. Diese Schwellenwerte sind vergleichbar mit einer Tasse auf einem Tisch: Schiebt man sie Richtung Rand, passiert zunächst nichts - bis sie an einen Kipppunkt gerät, an dem sie abstürzt. Besonders gefährlich sei dies, wenn ein Kipppunkt zu einem weiteren führe.
Nach Ansicht der Autoren hat sich auch der Weltklimarat (IPCC) noch nicht ausreichend mit möglichen katastrophalen Folgen des Klimawandels befasst. Sie sollten den Autoren zufolge im nächsten Bericht berücksichtigt werden. Daniela Jacob, die selbst Leitautorin eines IPCC-Sonderberichts war, spricht sich ebenfalls dafür aus.
Öffentlichkeit mit Worst Case konfrontieren, oder nicht?
Ob solche Szenarien aber außerhalb der Wissenschaft diskutiert werden sollten, sei für sie fraglich. „Das ist für mich ein Schritt zu früh.“ Jacob: „Im Dialog mit der Öffentlichkeit kommt man mit solchen Endzeit-Szenarien nicht weiter, wenn man noch nicht weiß, was genau auf einen zukommen kann, wann das passieren könnte und was man tun muss, um das Schlimmste zu verhindern.“
Klimaforscher Niklas Höhne hält es dagegen für wichtig, Menschen über Worst-Case-Szenarien aufzuklären. „Wir müssen klar kommunizieren, was die Risiken sind. Und auf der anderen Seite sagen: Wir haben es noch in der Hand“, sagt der Forscher.
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