23-Stunden-Operation

Siamesische Zwillinge auch mit VR-Hilfe getrennt

Ausland
02.08.2022 10:59

In Brasilien sind am Kopf miteinander verbundene siamesische Zwillinge erfolgreich voneinander getrennt worden. „Es war die wohl schwierigste, komplexeste und herausforderndste Operation meiner Karriere“, sagte der Neurochirurg Gabriel Mufarrej vom Hirnzentrum IECPN in Rio de Janeiro am Montag über die Trennung der knapp vierjährigen Zwillinge Arthur und Bernardo Lima.

„Anfangs hat niemand gedacht, dass es möglich ist. Beide zu retten, war eine historische Errungenschaft“, so der Mediziner. Er und seine Kollegen nutzten zur Vorbereitung der Eingriffe auch virtuelle Realität. Mit Gehirn-Scans erschufen sie eine Art Karte der Köpfe von Arthur und Bernardo und übten die komplizierten Operationen im Vorfeld.

(Bild: AFP/Rio de Janeiro State Health Department/Arthur Pereira)
Bernardo (links) und Arthur (rechts) mit ihren Eltern Adriely and Antonio Lima vor der operativen Trennung (Bild: AFP/Rio de Janeiro State Health Department/Arthur Pereira)
Bernardo (links) und Arthur (rechts) mit ihren Eltern Adriely and Antonio Lima vor der operativen Trennung

Der an dem Projekt beteiligte britische Chirurg Noor ul Owase Jeelani sprach von „Weltraum“-Technologie. „Es ist einfach wundervoll, es ist großartig, die Anatomie zu sehen und die Operation (virtuell) vorzunehmen, bevor die Kinder irgendeinem Risiko ausgesetzt werden.“

Ärzteteam hatte fast 100 Mitglieder
Die 2018 geborenen Geschwister aus dem nordbrasilianischen Bundesstaat Roraima, die bald vier Jahre alt werden, waren sogenannte Craniopagus-Zwillinge. Das bedeutet, dass sie am Kopf verbunden waren, was sehr selten ist. Um sie zu trennen, waren insgesamt neun Operationen nötig, die letzte dauerte 23 Stunden. Das Ärzteteam hatte fast 100 Mitglieder. Erschwert wurde der Eingriff durch die Tatsache, dass die Zwillinge wichtige Gehirngefäße teilten.

(Bild: AFP/Gemini Untwined)

Vermutlich weitere Eingriffe notwendig
Nach den erfolgreichen Operationen veröffentliche Fotos und Videos zeigen die Geschwister in einem Krankenbett, wie sie sich an den Händen halten. Die Buben erholen sich nach wie vor von den Eingriffen, außerdem könnten künftig zusätzliche Operationen nötig sein. So hat Bernardo motorische Defizite an der rechten Körperhälfte. „Es wird Zeit brauchen, bis sie da sind, wo wir sie haben wollen“, sagte Chirurg Mufarrej. „Aber ich glaube an sie.“

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