Der Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi in Taiwan ist zu Recht nicht unumstritten. Warum sie ohne Not in ein weiteres, internationales Wespennest stechen muss, ist nur schwer zu erklären. Gerade in Zeiten wie diesen braucht keiner eine weitere Eskalation.
Das Säbelrasseln anlässlich des hochrangigen US-Besuchs in Taiwan wurde am Dienstag zusehends lauter. Das chinesische Außenministerium mahnt vor einem „Spiel mit dem Feuer“ und ließ 21 Kampfflugzeuge über die Taiwanstraße fliegen. Das lässt keine guten Gefühle hochkommen. Dieses Muskelspielen hat die Welt in den letzten Monaten zur Genüge in Russland beobachten können. Und wir alle wissen, wohin das führen kann.
Nancy Pelosi hat die Türe zur Eskalation aufgestoßen
Damit tritt ein historisch schwelender Konflikt wieder an die Oberfläche. Die kommunistische Führung in Peking betrachtet das freiheitliche Taiwan als Teil der Volksrepublik, während sich der Inselstaat seit Langem als unabhängig sieht. Der Ukraine-Krieg hat die Angst geschürt, dass nun auch China ähnliche Pläne wie Russland wahrmachen und seine „Vereinigung“ umsetzen könnte. Weil die USA Taiwan vor allem mit Waffenlieferungen unterstützen, ist jedes Eintreten in eine Eskalationsspirale gefährlich. Und nun hat Nancy Pelosi diese Türe aufgestoßen.
Selbst Biden ist nicht von Besuch überzeugt
Dabei ist selbst in den USA nicht jeder von dieser Reise überzeugt. Auch Präsident Joe Biden hält den Besuch „jetzt gerade“ für „keine gute Idee“, da Regierungsmitarbeiter vor einer möglichen militärischen Eskalation warnen. Offenbar ist die Visite ein Alleingang der Nummer 3 im Staat. Eine Einzelentscheidung, die einmal mehr sämtliche Diplomatie aufs Spiel zu setzen vermag - das beschert ein unangenehmes Magenknurren.
Das sollten wir doch gelernt haben!
Freilich bedeutet das nicht, dass man wortlos jede Ungerechtigkeit abnicken muss oder nur zur Gefühlswahrung der Führung in Peking sich keine eigene Meinung leisten darf. Haltung und Kritik sind gut und wichtig. Dennoch sollte das - solange es noch ohne Waffen möglich ist - auf dem Weg des Redens geschehen. Grundlos die letzten Reste einer diplomatischen Beziehung aufs Spiel zu setzen hat nämlich noch keinen Konflikt gelöst. Das sollten wir doch gelernt haben!
Keiner braucht einen weiteren Krieg
Vielmehr ist jetzt besonderes Fingerspitzengefühl gefragt. Es braucht besonders erfahrene Diplomatie und ein vorsichtiges Vorgehen. Die USA sollten sich besser zurückhalten. Keiner braucht aktuell einen weiteren militärischen Konflikt.
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