Weil sie vor laufender Webcam einen Weißen Hai zubereitet und dann verzehrt hat, drohen einer chinesischen Influencerin nun mehrere Jahre Haft. Wie die Landwirtschaftsbehörde in der Millionenstadt Nanchong im Westen Chinas berichtete, hat sich die Polizei in den Fall eingeschaltet.
Tizi, so das Pseudonym der bekannten Videobloggerin, die in ihrer Heimat fast acht Millionen Follower zählt, hatte auf den Streamingplattformen Douyin und Kuaishou ein Video veröffentlicht, das sie beim Auspacken, Zerlegen, Marinieren, Grillen, Garen und schließlich Essen eines Weißen Haies zeigt. „Er sieht vielleicht bösartig aus, aber sein Fleisch ist echt sehr zart“, so Tizi in dem Video, ehe sie den Fisch zu verzehren beginnt.
Einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP zufolge hatten sich zahlreiche Nutzer in den Kommentaren unter dem inzwischen gelöschten Video über die Aktion empört. Weiße Haie sind in China eine geschützte Spezies. Der illegale Erwerb könne mit bis zu fünf Jahren, der illegale Besitz mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft werden, hieß es.
Gegenüber lokalen Medien gab Tizi an, dass sie den Hai auf „legalem Weg“ erworben habe - was nach Angaben der Landwirtschaftsbehörde aber „nicht zu den Fakten passt“.
Jede zweite Hai-Art weltweit bedroht
Einem Bericht der Tierschutzorganisation IFAW (International Fund for Animal Welfare) zufolge sind die Haipopulationen der offenen See in den vergangenen 50 Jahren um etwa 70 Prozent zurückgegangen. Gründe dafür sind die Zerstörung des Lebensraums und der Handel mit Haifleisch und Haiflossen, dem jedes Jahr mehr als 100 Millionen der Spezies zum Opfer fallen. Hauptdrehscheiben des weltweiten Handels mit Haifleisch und -flossen sind Hongkong, Taiwan und Singapur.
„Jedoch wird die Rolle der europäischen Staaten als Lieferanten oft unterschätzt. Im Zeitraum 2003 bis 2020 kamen durchschnittlich 28 Prozent der Lieferungen von Haiflossen auf die obigen Marktplätze aus EU-Mitgliedsstaaten, vor allem aus Spanien - in absoluten Zahlen 10.465 Tonnen pro Jahr. Im Jahr 2020 betrug der EU-Anteil sogar 45 Prozent“, so IFAW. Dieser Handel geschieht den Tierschützern zufolge weitgehend unreguliert.
„Von den Hai-Arten, die im Handel zu finden sind, sind 70 Prozent gefährdet. Aber nur 25 Prozent sind vom Washingtoner Artenschutzübereinkommen erfasst, das den internationalen Handel so regeln soll, dass Arten nicht aufgrund des Handels aussterben. Überdies ist bei abgetrennten Flossen und bei Fleisch oft kaum noch festzustellen, von welcher Art sie stammen. So werden die Flossen vom Aussterben bedrohter Haie zusammen mit solchen von noch häufigeren Arten gehandelt“, erklärte Andreas Dinkelmeyer, Campaigns und Communication Manager des IFAW in Deutschland.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.