Vor zehn Jahren hat die NASA-Sonde „Voyager 1“ unser Sonnensystem verlassen und ist mittlerweile knapp 23,5 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt - so weit wie kein anderes Raumfahrzeug. Regelmäßig funkt sie bis heute Daten. Doch seit Kurzem stellt die 1977 gestartete Sonde die NASA-Forscher am Jet Propulsion Laboratory (JPL) im kalifornischen Pasadena, die die Mission betreuen, vor ein Rätsel.
Laut Angaben der US-Weltraumbehörde arbeitet die Raumsonde, die im interstellaren Raum unterwegs ist, an sich normal. Sie sammelt und sendet wissenschaftliche Daten zur Erde und ist auch in der Lage, Befehle von der Erde zu empfangen. Vor Rätsel stellt die NASA seit einiger Zeit aber das Attitude Articulation and Control System (AACS), das dabei hilft, die Antenne der Sonde exakt auf die Erde auszurichten, damit sie Daten übermitteln kann.
Telemetriedaten stellen NASA-Forscher vor Rätsel
Alle Anzeichen würden darauf hindeuten, dass das AACS noch funktioniere, die zurückgesendeten Telemetriedaten seien aber ungültig. Beispielsweise scheinen die Daten zufällig generiert zu sein. Und sie würden „keinen möglichen Zustand widerspiegeln, in dem sich das AACS befinden könnte“, berichten die NASA-Experten, die das Problem der anomalen Telemetriedaten derzeit untersuchen.
Das Problem hat keines der Fehlerschutzsysteme an Bord, die dafür da sind, das Raumfahrzeug in den „sicheren Modus“ zu versetzen, ausgelöst. Einen Zustand, in dem nur wesentliche Operationen ausgeführt werden, was den Ingenieuren Zeit gibt, ein Problem näher unter die Lupe zu nehmen. Das Signal von „Voyager 1“, das mehr als 20 Stunden bis zur Erde benötigt, sei auch nicht schwächer geworden, was darauf hindeute, dass die Richtantenne weiter exakt ausgerichtet sei, so die NASA.
Seltsame Signale werden weiter genau überwacht
Das Team am JPL, das für die Mission verantwortlich ist, werde die Signale weiterhin genau überwachen, um festzustellen, ob die ungültigen Daten direkt vom AACS oder einem anderen System stammen, das an der Erzeugung und dem Senden von Telemetriedaten beteiligt ist, heißt es. „Ein Mysterium wie dieses ist in dieser Phase der ,Voyager‘-Mission an der Tagesordnung“, sagte Suzanne Dodd, Projektmanagerin für ,Voyager 1‘ und die Zwillingssonde ,Voyager 2‘ am JPL in Pasadena.
„Die Raumfahrzeuge sind beide fast 45 Jahre alt, was weit über den Erwartungen der Planer der Mission liegt. Wir befinden uns zudem im interstellaren Raum - einer Umgebung mit starker Strahlung, in der noch nie zuvor ein Raumschiff geflogen ist. Es gibt also einige große Herausforderungen für das Engineering-Team. Aber ich denke, wenn es einen Weg gibt, dieses Problem mit dem AACS zu lösen, dann wird unser Team ihn finden“, zeigt sich Dodd in einer Mitteilung der NASA zuversichtlich.
„Voyager 1“ soll noch bis 2025 Daten funken
Noch bis voraussichtlich 2025 kann „Voyager 1“ Daten liefern, dann wird allerdings die Energiequelle der Sonde erschöpft sein. Das am weitesten von der Erde entfernte, von Menschen gebaute Objekt wird aber weiter durchs All fliegen und erst in mehr als 38.000 Jahren den nächsten Stern passieren, eine schwach leuchtende Sonne mit der Katalognummer AC+79 3888 im Sternbild Kleiner Bär.
Für den äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass je eine fremde Zivilisation dem irdischen Botschafter begegnen sollte, tragen die „Voyager“-Sonden je eine mit Gold überzogene Kupferschallplatte (Bild unten) mit dem Titel „Laute der Erde“ mit sich sowie einen Plattenspieler mit Gebrauchsanleitung.
Sonde rast bereits seit 1977 durchs All
„Voyager 1“ (Reisender) war am 5. September 1977 gestartet worden, die Zwillingssonde „Voyager 2“ bereits rund zwei Wochen vorher, am 20. August. Mit mehr als 60.000 Kilometern pro Stunde rasen die zwei Sonden durch den Raum. Mit einer Distanz von knapp 23,5 Milliarden Kilometern (Stand: 31. Juli) zu unserer Erde ist „Voyager 1“ der fernste Bote der Menschheit.
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