Gefahr für Zivilisten

Amnesty kritisiert ukrainische Kriegsführung

Ukraine-Krieg
04.08.2022 16:07

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International wirft der ukrainischen Armee vor, mit ihrer Kriegsführung teils Zivilpersonen in Gefahr zu bringen. So würden ukrainische Truppen etwa Militärbasen in besiedelten Wohngebieten errichten. Darunter sind beispielsweise Schulen und Krankenhäuser, heißt es in einem Bericht, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Bei diesen Militärbasen sollen die ukrainischen Streitkräfte Waffensysteme bedienen. Das Kriegsrecht verlange von den Parteien jedoch, militärische Objekte so weit wie möglich entfernt von zivilen Einrichtungen zu platzieren, mahnte die Organisation. Dennoch betonte Amnesty International aber auch, dass die „ukrainischen Verstöße in keiner Weise die vielen wahllosen Schläge des russischen Militärs mit zivilen Opfern rechtfertigen, die wir in den vergangenen Monaten dokumentiert haben.“

Kiew spricht von „Propaganda-Kampagne“
Während russische Medien den Bericht ausführlich debattierten, zeigte sich Kiew empört. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak warf Amnesty vor, sich an einer russischen Propaganda-Kampagne zu beteiligen. Laut ihm sollen auf diese Weise westliche Waffenlieferungen gestoppt werden. „Die einzige Gefahr für Ukrainer ist die russische Armee aus Henkern und Vergewaltigern, die in die Ukraine kommen und einen Genozid verüben“, schrieb Podoljak auf Twitter. Die Ukraine würde immer mehr Bewohner und Bewohnerinnen aus frontnahen Städten evakuieren, weil das Leben der Zivilbevölkerung Priorität habe.

Kämpfe im Osten
Am Donnerstag meldete die russische Armee unter anderem Vorstöße im schwer umkämpften Gebiet Donezk im Osten der Ukraine. Aufgrund hoher Verluste hätten sich mehrere ukrainische Brigaden von ihren Positionen zurückgezogen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Unabhängig überprüfen ließ sich diese Angabe nicht. Der ukrainische Generalstab spricht wiederum von einer stabilen Situation. „Der Feind hatte an allen genannten Abschnitten keinen Erfolg und zog sich zurück“, hieß es dort. Sollten nun Orte wie Bachmut und Soledar fallen, würde das für die russischen Truppen den Weg zum Ballungsraum rund um die Großstädte Slowjansk und Kramatorsk ebnen.

Seit Kriegsbeginn Ende Februar wurden immer wieder Fälle schwerster Verbrechen an Zivilpersonen öffentlich. Die internationale Gemeinschaft macht größtenteils Russland dafür verantwortlich. Beispiele sind der Fund Hunderter Leichen im Kiewer Vorort Butscha oder ein Raketenangriff auf fliehende Ukrainer und Ukrainerinnen in der Stadt Kramatorsk. 

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