Kampf um Baugrund

Überführung hätte Tiroler Zug-Drama verhindert

Tirol
05.08.2022 08:00

Blechschäden am laufenden Band produzierte die Egger-Kreuzung in St. Johann in Tirol. Ein Projekt zur Entschärfung der Gefahrenstelle hängt in der Luft. Bringt das tödliche Zugunglück die Wende?

Lokalaugenschein am Donnerstagvormittag an der Egger-Kreuzung in St. Johann: Zwei Grablichter und blaue Markierungen erinnern noch an das Drama, das sich Stunden zuvor hier abgespielt hat. Die Straße, die zum benachbarten Egger-Werk und zum nahen Campingplatz führt, ist von Autos und Lkw stark befahren. Rund alle zehn Minuten rauschen hier Personen- und auch Güterzüge durch. Zeit für Stille herrscht an diesem Ort kaum. Die Grablichter sind nach kurzer Zeit ausgeblasen worden.

Sandra Schmuck beim Lokalaugenschein mit „Krone“-Redakteur Philipp Neuner (Bild: Birbaumer Christof)
Sandra Schmuck beim Lokalaugenschein mit „Krone“-Redakteur Philipp Neuner

Einheimische wissen um Gefahren
Wir treffen Sandra Schmuck, eine Einheimische, die vor sechs Jahren selbst schlechte Erfahrungen mit der Einbindung in die Bundesstraße gemacht hat: „Beim Abbiegen hat ein Lenker ein anderes Auto übersehen. Im Zuge des Ausweichmanövers ist es mir dann in die Beifahrerseite gekracht. Ich blieb unverletzt, aber mein Auto war ein Totalschaden.“ Jeder im Ort wisse, dass diese Kreuzung gefährlich ist. „Zahllose Unfälle haben sich hier schon ereignet.“ Zu beobachten ist, dass die meisten Autofahrer vor dem Bahnübergang warten, wenn auf der gegenüberliegenden Seite Fahrzeuge stehen, die in die Bundesstraße einbiegen wollen. Erst wenn genügend Platz für ein sicheres Überqueren vorhanden ist, fahren die Ortskundigen los. Auch die Lkw-Lenker warten den günstigen Augenblick ab.

Gefahrenpotenzial ist allen bekannt
Dass es auch bei ihnen kracht, beweist ein demolierter Bahnschranken hinter einem ÖBB-Gebäude. Den hat ein Lkw bei einem früheren Ereignis abgeräumt, sagt ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair.

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Der Gemeinderat hat vor zwei Monaten einstimmig ein Projekt beschlossen, das eine Überführung vorsieht. Doch es scheitert an fremdem Grund.

Stefan Seiwald, Bürgermeister von St. Johann

Fakt ist: Wer zwischen den Schranken gefangen ist, kann nicht einfach zur Seite fahren. Es ist schlicht zu wenig Platz. Die Schranken stehen keine zwei Meter von den Gleisen entfernt. Die einzige Möglichkeit wäre, die Balken niederzufahren. Doch die machen einen massiven Eindruck.

Dass die Zustände prekär sind, weiß auch die Gemeinde St. Johann. „Seit knapp zehn Jahren arbeiten wir an einer Lösung. Das Baubezirksamt Kufstein hat ein einstimmig beschlossenes Projekt“, sagt Bürgermeister Stefan Seiwald. Das bestätigt Jürgen Wegscheider, Leiter des Amtes. „Die Lösung liegt in einer Überführung. Diese braucht aber die Zustimmung von fünf betroffenen Grundeigentümern. Das ist das Problem.“

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