Manöver gestartet
China feuert Raketen vor Küste Taiwans ab
China hat nur einen Tag nach dem Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi wie angedroht mit beispiellosen Militärmanövern begonnen. Unter anderem feuerte die Volksrepublik Raketen ab. Geschosse schlugen in den Gewässern nördlich, südlich und östlich von Taiwan ein. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte, China solle nicht überreagieren. Es gebe keinen Grund, Taiwan wegen des Besuchs zu drohen oder eine aggressive Rhetorik zu verwenden, sagte Stoltenberg.
„Die USA und andere NATO-Bündnispartner haben Taiwan über die Jahre regelmäßig mit hochrangigen Vertretern Besuche abgestattet, und deshalb gibt es keinen Grund für China, überzureagieren“, erklärte der Norweger am Donnerstag. China betrachtet die auf Unabhängigkeit beharrende Insel als Teil seines Staatsgebiets und behält sich das Recht vor, Taiwan auch mit Gewalt unter seine Kontrolle zu bringen.
Deutliche Drohung gegen USA und Taiwan
Parlamentspräsidentin Pelosi war die ranghöchste US-Vertreterin seit 25 Jahren, die nach Taiwan reiste. Sie wollte mit ihrer Visite signalisieren, dass die Insel in den Vereinigten Staaten einen mächtigen Verbündeten hat. Deshalb hatte die Volksrepublik erbost auf den Besuch reagiert und massive Militärmanöver zu Wasser und zu Luft angekündigt. Sie sollen noch bis Sonntag dauern.
Zunächst feuerte China am Donnerstag elf Dongfeng-Mittelstreckenraketen nahe der Nord-, Süd- und Ostküste Taiwans in mehreren Wellen ab, wie das dortige Verteidigungsministerium meldete. Vergleichbares gab es zuletzt 1996. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist der jahrzehntelange Konflikt nicht mehr so heißgelaufen - und noch nie waren Militärübungen in der auch von zivilen Schiffen stark genutzten Taiwanstraße nach Angaben des chinesischen Staatssenders CCTV so groß angelegt.
Taiwan: „Auf Krieg vorbereiten, ohne ihn zu wollen“
Die Manöver zielen auf eine Luft- und Seeblockade ab. „Relevante Schiffe und Flugzeuge“ sollten die davon betroffenen Gewässer und den entsprechenden Flugraum meiden, vermeldete der staatliche chinesische Fernsehsender CCTV am Donnerstag. Das taiwanesische Verteidigungsministerium erklärte, die Lage genau zu beobachten. Die Streitkräfte des Inselstaates würden gemäß dem Prinzip handeln, sich „auf einen Krieg vorzubereiten, ohne einen Krieg zu wollen“. Es werde auch keine „Eskalation des Konflikts“ gesucht.
Staatlichen Medien zufolge wird „scharf geschossen“. In der Meerenge der Taiwanstraße, die Taiwan vom Festland trennt, sowie östlich der Insel wurden weit reichende Geschosse abgefeuert, teilte das östliche Militärkommando der Volksbefreiungsarmee mit. Ein Sprecher sagte, alle Raketen hätten „ihre Ziele genau getroffen“. Die staatliche chinesische Zeitung „Global Times“ schrieb unter Berufung auf Militäranalysten, die Manöver seien „beispiellos“. Erstmals würden Raketen über Taiwan fliegen.
„Vorbereitung auf tatsächlichen Kampf“
Der Nachrichtenagentur AFP gegenüber hieß es aus chinesischen Militärkreisen, die Manöver würden als „Vorbereitungen auf einen tatsächlichen Kampf“ geführt. Sollten taiwanesische Kräfte „vorsätzlich in Kontakt mit dem chinesischen Militär kommen“ und „versehentlich eine Waffe abfeuern“, würden Pekings Streitkräfte „strenge Gegenmaßnahmen ergreifen“, die taiwanesische Seite würde in diesem Fall „alle Konsequenzen tragen“.
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