Der chinesische Elektronikriese Xiaomi bietet in seiner Heimat seit kurzem sein erstes Smartphone mit einer gemeinsam mit dem deutschen Optik-Spezialisten Leica entwickelten Kamera an. Der frühere Huawei-Partner steht nun an der Seite von Xiaomi. Hierzulande ist das Xiaomi 12S Ultra mit einer 50-Megapixel-Kamera mit für Smartphone-Verhältnisse riesigem Ein-Zoll-Bildsensor zwar noch nicht erhältlich. Mit einem Gerät aus China konnten wir die Kamera aber bereits ausprobieren.
Vom Import für die tägliche Nutzung sei allerdings abgeraten: Auf unserem chinesischen Testgerät fehlten hierzulande gängige Software-Standards wie der Google Play Store, der in China bekanntlich verboten ist. Stattdessen findet sich ein chinesischer App Store auf dem Gerät, auch das Interface ist selbst in der englischen Version teilweise noch auf Chinesisch. Für unseren Kamera-Kurztest ist das aber zum Glück unerheblich.
Schneller Qualcomm-Chip, starkes Display
Die technischen Daten: Das Xiaomi 12S Ultra ist ausgestattet mit Qualcomms High-End-Prozessor Snapdragon 8+ Gen 1, zwölf Gigabyte RAM, 4860-mAh-Akku mit 120-Watt-Schnelllademöglichkeit sowie einem 6,73 Zoll großen 120-Hertz-OLED-Display mit 3200 mal 1440 Pixeln Auflösung und Dolby-Vision-HDR. Speicher: bis zu 512 Gigabyte. Lauter Oberklasse-Hardware, der Star des neuen Xiaomi-Flaggschiffs ist aber seine Kamera. Hier gibt es ein Dreifach-System aus Haupt-, Weitwinkel- und Zoomkamera.
Dreifach-Kamera mit Ein-Zoll-Sensor
Die Hauptkamera des Xiaomi 12S Ultra bietet eine Auflösung von 50 Megapixeln und einen riesigen Ein-Zoll-Bildsensor vom Typ Sony IMX989. Solche Bildsensoren, die besonders viel Licht einfangen und damit prädestiniert für Aufnahmen im Schlechtlicht sind, fand man bisher eher in Oberklasse-Kompaktkameras. Xiaomi bringt einen so großen Sensor nun als einer der ersten Hersteller in einem Smartphone unter.
Unterstützt wird die Hauptkamera von einem 48-Megapixel-Sensor (Sony IMX586) für Weitwinkelaufnahmen, eine weitere 48-Megapixel-Kamera (IMX586) mit 120-Millimeter-Brennweite erzeugt Zoomaufnahmen. Die Zoomkamera ist optisch stabilisiert, die Weitwinkelkamera beherrscht auch Makroaufnahmen. Die hochauflösenden Kameras kombinieren je vier Pixel zu einem und liefern standardmäßig 12-Megapixel-Fotos. Eine 32-Megapixel-Frontkamera gibt es ebenfalls.
Beeindruckende Leistung bei Nacht
Wir haben das Kamerasystem sowohl bei Tageslicht als auch bei Nacht getestet - und waren vor allem in Schlechtlichtsituationen erstaunt, wie viel Licht der riesige Bildsensor einfängt und welch scharfe und helle Ergebnisse er produziert. Bei nächtlicher Straßenbeleuchtung knipst das 12S Ultra, ohne dass man das Gerät dafür sonderlich ruhig halten müsste, für Smartphone-Verhältnisse erstaunlich helle, scharfe und rauscharme Ergebnisse.
Im Nachtmodus, der mit einer längeren Belichtungszeit selbst bei Finsternis noch akzeptable Ergebnisse produzieren soll, kommt es zwar leichter zu Verwacklern. Aber auch hier gibt es beeindruckende Ergebnisse: Das Xiaomi 12S Ultra „sieht“ bei Dunkelheit mehr als der Mensch - sofern man es bei der Aufnahme drei Sekunden lang ruhig halten kann. Die Tageslicht-Performance - siehe Probebilder - überzeugt bei dem Kamera-Monster sowieso.
Nachts sollte man zur Hauptkamera greifen
Die eine oder andere Einschränkung der sehr guten Schlechtlicht-Performance gibt es: So ist von der Nutzung der Zoomkamera (Blende F/4.1) bei Nacht abzuraten. Der im Vergleich zur Hauptkamera nur halb so große Bildsensor und die geringe Lichtstärke sind in diesem Szenario nicht optimal. Und im Nachtmodus mit langer Belichtungszeit kann es - siehe Probefoto - bei der softwareseitigen Nachbearbeitung zu unerwarteten Lichteffekten kommen. Wer sich auf die lichtstarke Hauptkamera (F/1.9) verlässt und nicht bei völliger Dunkelheit fotografiert, erhält aber sehr gute Fotos.
Starke Ausstattung, saubere Verarbeitung
Auch abseits seiner erstaunlichen Kamera ist das Xiaomi 12S Ultra ein stark ausgestattetes 5G-Smartphone. Der flotte Qualcomm-Chip und der üppige RAM befriedigen auch leistungshungrige Anwender, das scharfe und helle OLED-Display bietet tolle Darstellungsqualität und auch ein staub- und wasserfestes (IP68) Gehäuse ist vorhanden. Es gibt flottes Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.2 mit NFC. Das Gerät ist sauber verarbeitet, die Rückseite in Lederoptik hätte es aus unserer Sicht aber nicht gebraucht. Grund: Die merklich aus dem Gehäuse hervorstehende Kamera macht ohnedies eine Hülle ratsam, damit es zu keinen Kratzern kommt.
Fazit: Erstaunliches Gerät, Europa-Start noch ungewiss
Auch wenn ein China-Import aufgrund der Software-Besonderheiten nicht ratsam ist, hat Xiaomi mit seinem 12S Ultra ein erstaunliches Smartphone geschaffen. Die lichtstarke Hauptkamera verleiht ihm Nachtsichtgerät-Qualitäten und überzeugt bei schwierigen Lichtverhältnissen. Die Zusatzkameras liefern vor allem bei Tageslicht ebenfalls sehr gute Ergebnisse. Die verbaute Hardware ist zeitgemäß, die Verarbeitung gut.
Offen ist allerdings noch, ob Xiaomi sein neues Smartphone nach Österreich bringen wird. In China seit Juli für umgerechnet rund 1000 Euro erhältlich, hat der chinesische Elektronikriese bislang keine Pläne geäußert, sein erstes Leica-Flaggschiff auch in Europa zu vermarkten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.