Wollen eng kooperieren
Erdogan und Putin: Autokraten auf Kuschelkurs
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ist der türkische Präsident Erdogan zu Gesprächen mit Wladimir Putin zusammengetroffen. Obwohl die Türkei ein NATO-Staat ist und den Krieg in der Ukraine verurteilt, hat Erdogan sich den Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen, er wäre sogar zu Waffenlieferungen an Russland bereit. Gleichzeitig rüstet die Türkei die Ukraine mit Drohnen aus. Putin und Erdogan haben durchaus gegenteilige Interessen, können aber trotzdem konstruktiv miteinander reden - jetzt wollen sie bei Wirtschaft und Energie enger zusammenarbeiten.
Dem Kreml zufolge haben sich die beiden Staatsoberhäupter, die ihre Länder autokratisch regieren, auf eine verstärkte Zusammenarbeit in Wirtschafts- und Energiefragen geeinigt. Bei ihrem Treffen in Sotschi am Schwarzen Meer vereinbarten die beiden laut dem russischen Präsidialamt „trotz der derzeitigen regionalen und globalen Herausforderungen“ einen verstärkten Handelsaustausch zwischen beiden Ländern. Die Türkei zahlt demnach einen Teil der Gaslieferungen künftig in Rubel.
Die Türkei und Russland pflegen eine Partnerschaft, die vor allem von strategischen Interessen geprägt ist. So ist die Türkei von Getreide, Energie und Touristen aus Russland abhängig. 2020 stammten fast 34 Prozent der türkischen Gasimporte von dort. Über die Türkei verlaufen russische Gaspipelines. Weil sich die Türkei nicht an den westlichen Sanktionen gegen Russland beteiligt, steigert das auch die Bedeutung des Landes für russische Firmen.
Erdogan und Putin hatten sich zuletzt Mitte Juli in Teheran getroffen. Drei Tage später unterzeichneten Moskau, Kiew, Ankara und die UNO ein Abkommen, um wieder ukrainische Getreide-Exporte über das Schwarze Meer zu ermöglichen. Zum Auftakt des Besuchs dankte Putin am Freitag Erdogan zum Abschluss des Abkommens zu ukrainischen Getreidelieferungen.
Getreide-Blockade aufgehoben
Am vergangenen Montag lief dann ein erstes mit Mais beladenes Schiff aus dem Hafen von Odessa aus. Am Freitag starteten nach Angaben des türkischen Verteidigungsministeriums drei weitere Frachter mit Getreide aus der Ukraine. Wegen des Krieges waren in den vergangenen Monaten alle Getreide-Exporte der Ukraine aus ihren Schwarzmeer-Häfen blockiert, was zu einer Lebensmittelkrise weltweit beigetragen hatte.
Ankara pflegt auch zu Kiew enge Beziehungen. Erdogan hat den Einmarsch Russlands zwar scharf kritisiert, aber immer auch betont, keinen der Partner aufgeben zu wollen. Deshalb hatte besonders ein voraussichtliches Gesprächsthema Aufmerksamkeit erregt. Laut dem Kreml sollte bei dem Treffen auch über militärtechnische Zusammenarbeit gesprochen werden.
Putin hat Interesse an türkischen Drohnen
Moskau hatte kürzlich Interesse an der im Krieg auch von Kiew erfolgreich eingesetzten türkischen Kampfdrohne Bayraktar TB2 gezeigt. Putin habe vorgeschlagen, gemeinsam mit der Türkei an den Drohnen des Unternehmens Baykar zu arbeiten, zitierte der Sender CNN Türk Erdogan. Sollte Russland die Drohnen gemeinsam mit der Türkei entwickeln, bekäme Moskau damit auch Zugriff auf die Technik eines Nato-Mitgliedstaates. Ob das Thema zur Sprache kam, wurde vorerst nicht bekannt.
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