Atomkraft besitzt seit jeher hohe Sprengkraft: 1978 haben wir uns per Volksabstimmung gegen Zwentendorf entschieden. Der Super-GAU von Tschernobyl gab dem gesunden Menschenverstand 1986 recht, auch Fukushima im fernen Japan ließ 2011 schmerzlich grüßen. Und doch betonen uns nahestehende EU-Länder, wie sicher und wichtig die Atomkraft für eine unabhängige Energieversorgung wäre. Gerade in Zeiten des Ukraine-Krieges. Koste es, was es wolle. Menschenleben inklusive?
Besonders dreist agiert Frankreich: Dort stehen 56 Reaktoren, die Hälfte davon allerdings still, weil sie im Schnitt 35 Jahre alt sind und aufwendig gewartet werden müssen. Dort ist EDF, der größte Stromanbieter Europas, mit 42 Milliarden Euro Schulden de facto pleite. Dort sollen bis 2050 dennoch sechs Druckwasserreaktoren und acht weitere Reaktoren errichtet werden. Kostenpunkt: 50 Milliarden. Und weil dieses Versprechen von Staatspräsident Emmanuel Macron persönlich stammt, wurde der Konzern, der 100 Milliarden für die Wartung braucht, ganz verstaatlicht. Koste es, was es wolle. Steuergeld inklusive?
De facto spielt Frankreich ein doppeltes Spiel. Auf fremde Kosten. Denn die Grande Nation hatte vehement darauf gepocht, dass ausgerechnet Atomenergie von der EU im Februar als „grün“ eingestuft wird, um EU-Finanzmittel ins Atom-Land zu locken. Und wieder zahlen in der EU auch wir drauf. Ökonomisch und ökologisch. Nur gefragt werden wir nicht mehr.
Christian Baha, Kronen Zeitung (Gastkommentar)
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.