Das Grabkreuz eines italienischen Offiziers aus dem Zweiten Weltkrieg warf die Gemeinde Gries am Brenner in Tirol in den Alteisencontainer. Die Aktion hat für Proteste und Wirbel gesorgt.
Im Alteisencontainer entdeckte vor Kurzem ein geschichtlich interessierter Grieser Gemeindebürger das Grabkreuz eines italienischen Weltkriegssoldaten. Laut Inschrift auf der Grabtafel kam der Offizier im Rang eines Oberst (Collonello) am 8. Mai 1945 zu Tode – dem Tag der Kapitulation Hitler-Deutschlands und dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa.
Das Grabkreuz hat zuvor jahrzehntelang auf dem Ortsfriedhof in Vinaders gestanden. Wie die Nachschau ergab, ist auch das zugehörige Grab mit Einfassung inzwischen verschwunden.
„Kriegsgräber sind immerwährend und dürfen nicht einfach so aufgelassen werden“, sagt der Grieser Albin Penz, der den Stein ins Rollen brachte. „Ob der Verstorbene Faschist war oder Kommunist, ist gleich. Der Sinn dieser Gräber liege in der Mahnung an die Nachwelt. Dass ein Soldatengrab einfach so entfernt wird, das gibt es bestimmt kein zweites Mal in Europa“, ist er überzeugt.
Wir haben über knapp zwei Monate hinweg fünf Gräber mit Schildern bestückt mit der Bitte an Angehörige, sich zu melden.
Amtsleiter Martin Renzler
Zusätzliche Brisanz erhält der Fall durch die Inschrift: „Meine Ehre heißt Treue“ - das war der Wahlspruch der nationalsozialistischen Schutzstaffel (SS), einer berüchtigten Kampfeinheit der Nazis.
Aufruf verlief ohne Ergebnis
Auf „Krone“-Nachfrage im Gemeindeamt Gries erklärt Amtsleiter Martin Renzler, das Grab sei im Zuge einer Suche nach Gräbern ohne Nutzungsberechtigte aufgelassen worden: „Wir haben über knapp zwei Monate hinweg fünf Gräber mit Schildern bestückt, mit der Bitte an Angehörige, sich zu melden“, sagt Renzler. Nach Ablauf der Frist seien die Grabanlagen dann geräumt worden.
In der Zwischenzeit hatte sich auch die Kriegsgräberfürsorge „Schwarzes Kreuz“ eingeschaltet: „Es handelt sich zweifelsfrei und ohne jegliche Diskussion in diesem Fall um ein Kriegsgrab im Sinne des Kriegsgräber-Fürsorgegesetzes. Damit verbunden ist ein ewiges Ruherecht des Bestatteten. Folglich ist eine Auflassung der gegenständlichen Grabstätte durch die Gemeinde Gries jedenfalls unzulässig“, schreibt Hermann Hotter, der Landesgeschäftsführer des OSK, in einem Brief an die Gemeinde.
Gedenktafel soll kommen
Weil nicht zu 100 Prozent sichergestellt sei, dass der Betreffende genau an dieser Stelle beerdigt wurde, sei im Fall einer Entfernung der Grabanlage „an einer geeigneten und würdigen Stelle im Friedhof eine Gedenktafel für Herrn Collonello Ruggero Manfredini anzubringen“. Das will die Gemeinde jetzt auch tun - wenn die Angehörigen dem Vorhaben nicht einen Strich durch die Rechnung machen. Die Enkelin aus der Toskana war dem Vernehmen nach schon in Vinaders. Es soll sich um eine Richterin handeln ...
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.