Nach heftigen Kämpfen
Gazastreifen: Ausgerufene Waffenruhe hält vorerst
Nach dreitägigen Kämpfen ist am Sonntagabend im Gaza-Konflikt eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe in Kraft getreten. Der Schlagabtausch zwischen Israel und der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) dauerte bis kurz vor Beginn der Waffenruhe um 23.30 Uhr Ortszeit (22.30 Uhr MESZ) an. Beide Seiten hatten zuvor separat ein Ende der Angriffe verkündet.
Um 23.25 Uhr Ortszeit und damit fünf Minuten vor Inkrafttreten der Waffenruhe habe die Armee einen „letzten Angriff“ ausgeführt, erklärte ein Sprecher in der Nacht zum Montag. Der Islamische Dschihad betonte jedoch sein Recht, auf jegliche neue „Aggression“ Israels zu reagieren. Auch das Büro von Ministerpräsident Jair Lapid warnte: „Wenn die Waffenruhe verletzt wird, behält sich der Staat Israel das Recht vor, hart darauf zu reagieren.“ Vorerst scheint die Vereinbarung jedoch zu halten. In den Stunden nach Inkrafttreten blieb es ruhig.
900 Raketen auf israelische Ortschaften gefeuert
Das israelische Militär hatte am Freitag die Militäraktion „Morgengrauen“ mit Luftangriffen gegen den Islamischen Dschihad im Gazastreifen gestartet. Dabei wurden ein Militärchef und mehrere Mitglieder der eng mit dem Iran verbundenen Gruppe getötet. Später wurde noch ein weiterer Kommandant getötet. Die Organisation wird von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Seitdem haben militante Palästinenser nach Militärangaben mehr als 900 Raketen auf israelische Ortschaften gefeuert. 160 davon seien im Gazastreifen selbst eingeschlagen. Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv hatten am Sonntagabend noch die Alarmsirenen geheult. Fast alle Geschosse, die israelische Wohngebiete bedrohten, konnten aber nach Militärangaben von der Raketenabwehr „Iron Dome“ abgefangen werden.
Biden gegrüßt ausgerufene Waffenruhe
US-Präsident Joe Biden hat die ausgerufene Waffenruhe im Gazastreifen begrüßt und dringt auf eine Untersuchung der Berichte über zivile Opfer. „Meine Regierung unterstützt eine rechtzeitige und gründliche Untersuchung all dieser Berichte. Außerdem fordern wir alle Parteien auf, den Waffenstillstand vollständig umzusetzen und sicherzustellen, dass Treibstoff und humanitäre Hilfsgüter in den Gazastreifen fließen, wenn die Kämpfe nachlassen“, sagte Biden am Sonntag. Der UN-Sonderbeauftragte Tor Wennesland sprach von einer „weiterhin sehr zerbrechlichen Situation“ und mahnte die Konfliktparteien, die Waffenruhe einzuhalten.
Im Gazastreifen erhöhte sich die Zahl der Opfer auf 44 Tote und 360 Verletzte seit Freitag, wie das palästinensische Gesundheitsministerium am Sonntagabend mitteilte. Unter den Toten waren den Angaben zufolge auch 15 Kinder und vier Frauen. Die Palästinenser machten Israel dafür verantwortlich. Dessen Armee betonte dagegen, fehlgeleitete Raketen des Dschihad hätten zivile Opfer im Gazastreifen gefordert.
Öffentliches Leben in kam zum Erliegen
Im Gazastreifen kam infolge der Eskalation das öffentliche Leben nahezu zum Erliegen. Wegen der Schließung von Grenzübergängen musste nach Angaben der Betreiberfirma am Samstag das einzige Kraftwerk in dem Palästinensergebiet abgeschaltet werden, weil kein Diesel mehr in die Enklave gelangte.
Der oberste Krankenhausdirektor im Gazastreifen warnte vor einer „medizinischen Krise“. Ins Shifa-Krankenhaus in Gaza würden „minütlich“ Verwundete eingeliefert, erklärte Mohammed Abu Salmiya am Sonntag. Es würden dringend Medikamente und Treibstoff zur Stromerzeugung benötigt, um die Patienten weiterhin behandeln zu können.
Österreich verurteilt die Raketenangriffe
Das Außenministerium in Wien verurteilte am Sonntag den Raketenbeschuss auf Israel und die wahllosen Angriffe auf Zivilisten auf das Schärfste. Man stehe „voll und ganz zu Israels Recht auf Selbstverteidigung“ und sei „besorgt über eine weitere Eskalation“, die zum Tod von Zivilisten führen könnte, so das Ministerium auf Twitter (siehe Tweet oben).
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