Ungemach für Industrie
Niedrigwasser am Rhein sorgt für Verteuerungen
Weil es seit Wochen kaum geregnet hat, ist der Wasserstand des Rhein in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 2018 gefallen. Der Fluss steht jetzt kurz davor, für die Schifffahrt gesperrt zu werden, wie Aufnahmen (siehe oben) vom Freitag zeigen. Damit droht der deutschen Wirtschaft neues Ungemach. Und in der Schweiz, die ein Drittel des Mineralöls über den Rhein bezieht, treibt dieser Umstand bereits die Spritpreise nach oben.
Doch nicht nur Treibstoffe wie Benzin und Diesel sowie Heizöl sind von den Preissteigerungen betroffen. Auch Getreide und Dünger werden wegen des tiefen Wasserstandes teurer. Der Grund: Wegen des niedrigen Wasserstands können die Schiffe nur mit 25 bis 35 Prozent der Ladekapazität fahren, damit sie nicht auf Grund laufen. Das geht, neben den ohnehin seit Monaten hohen Treibstoffkosten, ins Geld und verteuert den Transport beträchtlich.
Schiffskapazitäten sind bereits knapp
„Das bedeutet, dass Kunden oft drei Schiffe benötigen, um ihre Fracht zu transportieren - statt nur einem“, erläutert Roberto Spranzi, der Direktor der Schifffahrtsgenossenschaft DTG, die rund 100 Schiffe auf dem Rhein betreibt. Die Schiffskapazitäten seien bereits knapp, da die Nachfrage gestiegen sei. Ein Grund dafür sei, dass Deutschland die Stromerzeugung aus Kohle erhöhen wolle, um sich für reduzierte Gaslieferungen aus Russland zu wappnen, so Spranzi.
Binnenschiffer kämpfen mit Niedrigwasser
Auch der Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) bestätigt, dass viele Frachtschiffe nur noch zum Teil beladen werden können. Wegen des sogenannten Kleinwasserzuschlags, den Kunden bei Niedrigwasser je nach Pegelstand und Vertrag zusätzlich zahlen müssen, kann das die Transporte merklich verteuern. Laut BDB können auch Fahrgastschiffe und Fähren wegen der niedrigen Pegelstände nicht mehr alle Anlegestellen anfahren. Auf der Elbe verkehren laut BDB bereits seit Wochen keine Frachter mehr.
„Frachtverkehr spürbar beeinträchtigt“
Der Rhein ist ein wichtiger Schifffahrtsweg für Rohstoffe wie Getreide, Chemikalien, Mineralien, Kohle und Ölprodukte, einschließlich Heizöl. „Seit Mitte Juli sind die Pegelstände im Rhein so niedrig, dass sie den Frachtverkehr spürbar beeinträchtigen“, berichtete am Freitag der Konjunkturexperte des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Nils Jannsen.
In der Vergangenheit sei die deutsche Industrieproduktion um etwa ein Prozent gedrückt worden, wenn die Pegelstände eine kritische Marke für einen Zeitraum von 30 Tagen unterschritten, warnte Jannsen.
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