Kickl in der Offensive

FPÖ-Krise: Machtkampf in Blau ist jetzt eröffnet

Politik
09.08.2022 06:00

FPÖ-Chef Herbert Kickl geht in die Offensive: Er ruft die internen, anonymen Kritiker auf, sich offen zu bekennen. Und er attackiert die Medien.

So eng war es für Herbert Kickl noch nie. „Es wird Aufklärung geben müssen. Die zentrale Frage ist: Hat Herbert Kickl die Methoden Hans-Jörg Jeneweins bewusst geduldet?“, sagt ein namhafter FPÖ-Politiker. Zur Erinnerung: Auf Jeneweins Handy sowie auf zwei Computer-Dateien wurden Telefonate mit Freiheitlichen aufgenommen und anonyme Anzeigen gegen Parteifreunde gefunden. Insgesamt 13 freiheitliche Wien-Politiker sind mit den Vorwürfen aus Jeneweins Computer belastet.

Kickl wollte Wiener Landespartei unter seinem Einfluss
Der Grund für diese Methoden: Wien und Oberösterreich sind die zwei mächtigsten Landesparteien innerhalb der FPÖ. Die beiden stellen rund 40 Prozent der Delegierten. Eine der beiden Landesorganisationen wollte Kickl unter seinen Einfluss bringen. Bei Oberösterreich war er chancenlos, also nahm Kickl Wien ins Visier. Jeneweins Schwester Dagmar Belakowitsch hätte Wien übernehmen sollen.

Zitat Icon

Es handelt sich bei diesem ehemaligen Abgeordneten und Mitarbeiter weder um meine ,rechte Hand‘ noch um meinen ,Mann fürs Grobe‘ (...), sondern um einen von vielen Mitarbeitern in einem großen Team. Ich habe nach Kenntnisnahme der Vorwürfe (...) den Personalverantwortlichen angewiesen, die nötigen dienstrechtlichen Schritte zu setzen.

Kickl in einem Schreiben an FPÖ-Funktionäre

Als jetzt die Methoden aufflogen, distanzierte sich Kickl von Jenewein (siehe Zitat oben) und beurlaubte ihn. Die Tragödie, die folgte, ist bekannt. Auf Facebook attackiert Kickl indes die Medien, indem er sagt, sie nutzen „das Leid von Jenewein schamlos“ aus. Bei einer Präsidiumssitzung soll nun mit Kickl Tacheles gesprochen werden. Ob auch der FPÖ-Parteitag Mitte September verschoben wird, ist noch nicht fix.

Dass Kickl nichts von den Tricks von Jenewein wusste, glaubt kaum einer. Denn schon als der FPÖ-Chef Innenminister war, durfte niemand das Ministerbüro mit elektronischen Geräten betreten. „Wie der Schelm denkt, so ist er“, sagt ein Funktionär.

Die anderen, die nicht zu Kickls Fan-Lager zählen, sind auf Tauchstation. Ihre Strategie liegt auf Hand: Königsmörder braucht es keinen - die Daten auf Jeneweins Handy werden das hoffentlich von selbst erledigen.

Ob dieses Kalkül, sich in den Wartesaal zu setzen, aufgeht, ist fraglich. Denn Kickl gibt sich angriffig und forderte seine Kritiker auf, sich namentlich zu Wort zu melden: „Warum stehen diese Leute alle nicht zu ihren Behauptungen?“

Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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