Der Grazer Öamtc-Hubschrauber hob kürzlich zum 1000. Einsatz heuer ab. Wie sieht der Alltag der Crew aus? Die „Krone“ bekam Einblick in die Notarzt-Versorgung aus der Luft.
Die Crew studiert gerade die aktuellen Wetterkarten, die auf einen großen Bildschirm an der Wand des Bereitschaftsraumes projiziert werden, als ein Gong und die Alarmierung ertönen: „Einsatz für C 12, Einsatz für C 12!“ Auf den Computern leuchten der Notfallort, die Flugkoordinaten und das Alarmstichwort „Trauma“ auf. Pilot Helmut Holler, Flugretter Gerhard Hubmann und Notärztin Romana Sommer verlieren keine Sekunde und eilen zum Rettungshubschrauber. Noch während wir uns anschnallen und die Kopfhörer aufsetzen, notiert die Medizinerin die von der Rotkreuz-Landesleitstelle übermittelten Daten. Eine lückenlose Einsatzdokumentation ist das Um und Auf im Rettungswesen.
Der ATC-Tower des Flughafens Graz-Thalerhof ist in Sichtweite des Öamtc-Flugrettungsstützpunkts. Über Funk hören wir, wie der Fluglotse die Startfreigabe erteilt. Die Turbinen laufen, der Heli hebt ab. Und setzt schon wieder zur Landung an, nach nur etwas mehr als einer (!) Minute Flugzeit.
Schwerer Freizeitunfall in Premstätten
Die Mannschaft findet einen sicheren Landeplatz auf einer Wiese in Premstätten. Ein Jugendlicher hat sich schwer beim Sport verletzt, ist bei einem Kletterparcours abgestürzt. Helfer leisten bereits Erste Hilfe, Romana Sommer und Gerhard Hubmann, der auch Sanitäter an Bord des Notarzt-Helis ist, beginnen sofort mit der Versorgung. Captain Helmut Holler informiert die Leitstelle: „Ein Rettungswagen wird nicht benötigt, wir sind schon vor Ort.“ „Die Teamarbeit steht bei uns immer im Vordergrund, wir können uns aufeinander verlassen“, sagt Holler, während das Folgetonhorn der Polizei immer näherkommt. „Auch die Zusammenarbeit mit der Exekutive, der Bergrettung, der Feuerwehr, den ATC-Controllern am Flughafen Graz und ganz besonders dem Roten Kreuz läuft hervorragend.“
Notärztin überwacht Patienten während Flug
Man sieht: Jedes Rädchen im steirischen Notfallwesen greift ineinander - was zählt, ist die rasche und bestmögliche Versorgung der Patienten. Und deshalb kündigt der Rettungspilot den Verletzten, schon während er auf die Transportliege gehoben wird, auf der Kinderklinik des LKH Graz an.
Während des Fluges lässt Dr. Sommer ihren Patienten nicht aus den Augen. Sie gibt ihm über eine Maske Sauerstoff und hält alle Medikamente griffbereit. Verschlechtert sich sein Zustand, kann sie eingreifen: Der C 12 ist eine fliegende Intensivstation mit EKG, Ultraschall und Beatmungsgeräten. „Der junge Mann ist jetzt stabil. Er hatte eine geschlossene Unterarm-Fraktur mit einer massiven Fehlstellung und klagte über große Schmerzen. Ich habe vor Ort eine Schmerztherapie gemacht, den gebrochenen Arm achsengerecht reponiert und geschient.“
Keine fünf Minuten nach dem „Take-off“ in Premstätten gehen wir am Dach des Spitals nieder. Das Krankenhaus-Team wartet schon. Ein Rettungswagen würde sich noch mühsam mit Blaulicht und Sirene durch den Stadtverkehr kämpfen. Romana Sommer, die selbst am LKH Graz arbeitet und zwei- bis dreimal im Monat am Christophorus fliegt, begleitet den jungen Mann noch in den Schockraum.
Dann ist der erste Einsatz des Tages für die Hubschrauber-Crew beendet, die Anspannung lässt nach. Es geht wieder zurück zum Stützpunkt in Feldkirchen. „Wir wollen die Einsatzbereitschaft schnell wiederherstellen“, sagt Helmut Holler und klettert schon wieder ins Cockpit.
Kürzlich hatten wir den tausendsten Einsatz heuer am C 12. Wir heben durchschnittlich viermal pro Tag ab.
Gerhard Hubmann, leitender Flugretter in Graz. Er fliegt seit 1. Juli 2001, als der Öamtc die Flugrettung übernahm, am C 12.
„Zu Hause“ wird getankt und verbrauchtes Material aufgefüllt. Es dauert nicht lange, dann schlägt die Lautsprecherstimme schon wieder Alarm: „Einsatz für C 12, Einsatz für C 12!“ Ein Dachdecker ist verunglückt . . .
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