Zoologin Astrid Holzer

Eine Frau, die Herausforderungen liebt

Vorarlberg
10.08.2022 10:55

Die Vorarlberger Zoologin Astrid Holzer hat sich einem ganz besonders herausfordernden Forschungsfeld angenommen: der Gesundheit von Fischen. Um diese steht es leider gar nicht gut.

Von den negativen Folgen des Klimawandels bleiben auch die Fische nicht verschont - und zwar ganz gleich, ob sie frei im Meer schwimmen oder in Aquafarmen gezüchtet werden. Der Befund ist klar: Die Zahl der Fischkrankheiten nimmt massiv zu. Weit schwieriger zu beantworten ist aber die Frage nach den genauen Ursachen dafür, es fehlt schlicht an Wissen und Grundlagenforschung.

Eine, die das ändern möchte, ist die gebürtige Vorarlbergerin Astrid Holzer. Die 47-Jährige ist seit März Professorin für Fischgesundheit an der Veterinärmedizinischen Universität Wien und kann auf eine beeindruckende akademische Laufbahn verweisen. Sie hat sich einem überaus komplexen Feld verschrieben, an das sich nur die wenigsten heranwagen: Ihr Spezialgebiet sind sogenannte Myxozoa, eine evolutionär sehr alte Gruppe parasitisch lebender Nesseltiere, die als Wirte verschiedene Tiere im Süß- und Meerwasser nutzen. Ein Orchideenfach ist das keines, ganz im Gegenteil: „Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung von Myxozoen und anderen Fischparasiten. Sie sind omnipräsent in aquatischen Lebensräumen, profitieren von der Klimaerwärmung und sind eine der größten Bedrohungen für Aquakulturen geworden. Wir müssen uns daher unbedingt um Therapien und Impfungen kümmern, denn aktuell fallen rund 20 Prozent der weltweiten Fischproduktionen Krankheiten zum Opfer“, erklärt Holzer.

Astrid Holzer beim Sezieren eines Fisches. (Bild: Thomas Suchanek/Vetmeduni)
Astrid Holzer beim Sezieren eines Fisches.

Diese Aufgabe als „herausfordernd“ zu beschreiben, ist eine glatte Untertreibung. Denn das Immunsystem von Fischen unterscheidet sich stark von jenem der Säugetiere, welches viel besser erforscht ist. Das Verständnis für Parasit und Wirt ist lückenhaft, die Entwicklung von Antikörpern gegen Proteine von aquatischen Parasiten scheitert regelmäßig, da bereits winzige Details den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen können. Das liegt nicht zuletzt am „Wesen“ der Myxozoen: Im Laufe der Evolution hat es diese überaus diverse Gruppe geschafft, sich durch eine drastische Verkleinerung von Wuchsform und Genom buchstäblich in ihre Wirte hineinzuzwängen - und zwar bis in jede einzelne Fischzelle sowie ins Fischgenom!

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Für meine Arbeit ist es mir am allerwichtigsten, die Perspektiven zu erweitern. Wir dürfen nicht bei dem stehen bleiben, was wir jetzt wissen oder können. Dieses Feld braucht jetzt neuen methodologischen Input, denn es hat starke Auswirkungen auf den Menschen und Umweltbelange.

Universitätsprofessorin Astrid Holzer

Angesichts des fehlenden Basiswissens und der globalen Dimension der Aufgabe ist ein interdisziplinärer Zugang ebenso unumgänglich wie ein internationales Netzwerk. Holzer kann auf beides verweisen: Über zehn Jahre hat sie das Labor am angesehenen Institut für Parasitologie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften geleitet. In ihrem 21-köpfigen Team arbeiteten Menschen aus unterschiedlichen Nationen und wissenschaftlichen Disziplinen gemeinsam an den diversen Projekten. Ein ähnlich fruchtbarer Austausch schwebt Astrid Holzer auch für ihre neue Aufgabe in Wien vor: „Eine meiner Ideen für die Veterinärmedizinischen Universität Wien ist, einen internationalen Master für Fischgesundheit aufzubauen.“

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