Der US-Actionfilmstar und Putin-Freund Steven Seagal hat schon mehrfach seine Unterstützung für den russischen Angriffskrieg in der Ukraine bekundet. Nun hat er sich erneut für die Kreml-Propaganda einspannen lassen und ist in die von moskautreuen Truppen besetzte Ostukraine gereist. Dort besuchte er das Gefängnis von Oleniwka, wo Ende Juli 50 ukrainische Kriegsgefangene bei einer Explosion getötet worden waren. Die Ukraine wirft Russland vor, das Gefängnis gesprengt zu haben, um Folter zu vertuschen. Moskau spricht hingegen von einem ukrainischen Raketenangriff.
Der Hollywood-Schauspieler wolle in der Ostukraine einen Dokumentarfilm drehen, schrieb der Chef der selbst ernannten Donezker Volksrepublik, Denis Puschilin, auf Telegram. Da die allermeisten Menschen, die über den Krieg sprechen, noch nie im Donbass gewesen seien, „kennt die Welt nicht die Wahrheit. Er will die Wahrnehmung dieses Krieges ändern“, erklärte der Separatisten-Anführer die Beweggründe Seagals.
In dem Gefängnis in Oleniwka habe Seagal „persönlich die Beweise - einschließlich der Teile amerikanischer Raketen - untersucht, die Kiews Verbindungen zum Massenmord an den eigenen Soldaten bestätigen“, behauptete der kremlnahe TV-Moderator Wladimir Solowjow auf seinem Telegram-Account. Schon zuvor hatten die von Russland unterstützten Separatisten angebliche Bruchstücke von HIMARS-Raketen aus US-amerikanischer Produktion präsentiert.
Kiew spricht von gezielter Sprengung
Die ukrainischen Geheimdienste beschuldigen Russland hingegen, das Gefängnis gezielt gesprengt zu haben, um Folterungen und Hinrichtungen ukrainischer Kriegsgefangener zu vertuschen. Die Vorwürfe und Angaben der beiden Kriegsparteien konnten bisher nicht von unabhängiger Seite überprüft werden.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, das die Sicherheit der Kriegsgefangenen in Oleniwka überwacht, hat noch immer keinen Zugang zu dem Gelände erhalten. Die UNO will eine Erkundungsmission dorthin entsenden - dafür müssten aber sowohl Russland als auch die Ukraine zustimmen.
Seagal „stellte unbequeme Fragen“
Viele der Insassen waren Asowstal-Kämpfer, die sich nach der Verteidigung des Stahlwerks in Mariupol ergeben hatten. Seagal traf sich auch mit ukrainischen Kriegsgefangenen, darunter Soldaten des Asow-Regiments „und stellte ihnen unbequeme Fragen“, erklärte Solowjow.
Der Besuch erregte international viel Aufsehen. Seagal ist seit Jahren mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin befreundet, erhielt 2016 die russische Staatsbürgerschaft und ist außerdem Moskauer Sonderbotschafter für die humanitären Beziehungen zwischen Russland und den USA.
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