Unser kleiner Nachbar strotzt nur so vor Wirtschaftskraft. Das hat das Fürstentum nicht zuletzt uns Vorarlbergern zu verdanken.
Im Grunde genügt eine Zahl, um der Dimension der Liechtensteiner Wirtschaftspower gerecht zu werden: Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf belief sich 2020 auf 147.599 Franken. Zu besseren Einordnung: In der reichen Schweiz waren es 81.609 CHF, im nun ebenfalls nicht gerade armen Österreich gar nur 45.086 CHF. Damit setzt das Fürstentum auch im globalen Vergleich die Standards. Um es in einem Satz auf den Punkt zu bringen: In keinem Land auf diesem Planeten ist die Wertschöpfung pro Einwohner höher.
Jetzt hat natürlich jede Statistik so ihre Tücken und das ist im konkreten Fall nicht anders. So zählte das Fürstentum Ende des vergangenen Jahres exakt 39.315 Einwohner. Zum gleichen Zeitpunkt betrug die Zahl der in Liechtenstein beschäftigten Personen 41.180. Was im Umkehrschluss bedeutet: Ein Gutteil der Wirtschaftskraft ist der immensen Zahl an Grenzgängern zu verdanken. Fast 23.000 Arbeitskräfte pendeln täglich nach Liechtenstein, gut 8700 davon kommen aus Vorarlberg. Insofern ist der Schluss, dass das kleine Nachbarland seinen wirtschaftlichen Erfolg auch uns Vorarlbergern zu verdanken hat, durchaus zulässig.
Nicht zulässig wäre hingegen, das Liechtensteiner Wirtschaftswunder mit der hohen Zahl an Zupendlern zu relativieren. Denn Arbeitsplätze werden nur dann geschaffen, wenn die Rahmenbedingungen am Standort stimmen. Und diesbezüglich hat Liechtenstein einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: die niedrigen Steuern.
Unternehmerkultur und Innovationskraft
Dazu gesellen sich noch eine ausgeprägte Unternehmerkultur sowie die hohe Innovationskraft. Rund 6,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes investiert allein die Privatwirtschaft jährlich in Forschung und Entwicklung - in keinem Land der Welt sind es mehr. Das Resultat: Pro tausend Einwohner wurden zuletzt 12,6 Patente angemeldet - müßig zu erwähnen, dass auch diese Kennzahl Weltspitze ist.
Bleibt noch, mit einem großen Vorurteil aufzuräumen: Der Anteil der Finanzwirtschaft an der Bruttowertschöpfung ist mit 11,5 Prozent zwar vergleichsweise hoch, vor allem ist Liechtenstein aber ein Land der Industrie. Diese trägt 46 Prozent zur Wertschöpfung bei - das ist der höchste Wert in Europa und der zweithöchste aller Staaten weltweit.
Hohe Einkommen, viel Geld zur freien Verfügung
Selbstverständlich wirkt sich die wirtschaftliche Stärke auch auf den Wohlstand aus. 2019 lag das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Liechtensteiner bei 80.700 CHF. Der effektive monatliche Bruttolohn (Median) aller in Liechtenstein Beschäftigten (also inklusive Zupendler) liegt aktuell bei rund 6900 CHF.
Trotz den vergleichsweise hohen Lebenskosten bleiben einem durchschnittlichen Liechtensteiner Haushalt nach Abzug jener Kosten, die für die Stillung der Grundbedürfnisse (Wohnen, Essen, Kleidung, etc.) anfallen, noch fast 60 Prozent des Einkommens, um frei darüber zu verfügen. Davon kann man in Vorarlberg nur träumen...
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