1000 Hochwasser-Opfer in Golling eingeschlossen. „Land unter“ in Thalgau und Saalfelden. Auch in den Bezirken blieb die Katastrophe von 2002 unvergessen. Der Ex-Landeschef denkt zurück.
Noch bevor die Katastrophe ihren Höhepunkt erreichte, waren die Ehrenamtlichen bereits den fünften Tag in Folge im Flut-Dauereinsatz. „Man dachte damals, es sei schon alles vorbei. Bis dann diese wolkenbruchartigen Regenfälle kamen, es war ganz schlimm“, erinnert sich Franz Schausberger, zu dieser Zeit Landeshauptmann.
In Thalgau spitzte sich die Situation an jenem Schicksalstag zum dritten Mal in Folge zu: Wieder Hochwasser, Zivilschutzalarm. Menschen, wie die Senioren im Altenheim, mussten in die oberen Stockwerke fliehen. Helfer vor Ort füllten ganze 12.000 Sandsäcke. Im Pinzgau traf es vor allem Saalfelden: Das Ortszentrum stand unter Wasser, die Urslau ging schon in Maria Alm über die Ufer. Überflutete Keller, zusammengebrochenes Telefonnetz und Bauern, die mit Traktoren einen Wall zogen.
Hart getroffen wurde auch der Tennengau: Große Teile von Golling und Kuchl meldeten „Land unter“. Hunderte waren aufgrund der Wassermassen eingeschlossen, steht in den Berichten von damals. „In Hallein ist das Wasser wie ein Wasserfall heruntergekommen“, weiß Schausberger. Wie ein Wildbach zog das Wasser durch die städtischen Gassen. Bewohner der Perner-Insel mussten in Sicherheit gebracht werden. Alle Brücken waren dicht.
Wenige Kilometer weiter beim Pass Lueg blieb ein Zug - ein damals so genannter „Salzach-Sprinter“ - im Hochwasser stecken: 40 Fahrgäste sind von Gendarmen und Eisenbahnern auf die Schultern genommen und durch das Wasser getragen worden. Neben etlichen Sperren der Bahnstrecken waren landesweit auch 17 Straßen gesperrt. Insgesamt 3275 Feuerwehrleute und 200 Soldaten kämpften mit Polizisten, Sanitätern und etlichen Helfern gegen die Wassermassen.
„Es gab viel menschliches Leid und ungeheuerliche Schäden“, so Schausberger, der selbst mit Gummistiefeln in den Gemeinden unterwegs war. „Man hatte nicht damit gerechnet. Ein solches Hochwasser hatten wir zuletzt zu Zeiten der Monarchie.“
Die Jahrhundert-Flut löste ein „gewaltiges Zusammenstehen aller“ aus und läutete eine Wende ein: der Start für Schutzmaßnahmen. Doch Schausberger mahnt: „Keine Krise ist planbar, man kann nie 100-prozentige Gewissheit haben.“
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