Im Straflager

Kremlgegner Nawalny gründet Ein-Mann-Gewerkschaft

Ausland
11.08.2022 14:52

Der in einem russischen Straflager inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny hat eigenen Angaben zufolge eine „Ein-Mann-Gewerkschaft“ gegründet. Seine Mitinsassen fürchten nämlich die Konsequenzen: „Jedes Mal, wenn ich davon spreche, sagen meine Mörder-Kumpels traurig: ,Alexej, bitte lass das. Deinetwegen werden sie uns alle nie freilassen.‘“

„Hallo, hier spricht Nawalny - Anführer und Gründer der Gewerkschaft von Bürgern, die im Arbeitsbereich des Gefängnissystems angestellt sind“, ließ der 46-Jährige am Donnerstag über sein Team auf Twitter wissen. Rund 600.000 Menschen würden derzeit in Russlands Gefängnissen ausgebeutet, begründet er seinen Einsatz.

Er werde sich bei Bedarf gerne auch um die Belange der Wärter kümmern: „Arbeitsrechtlich gibt es zwischen uns keine Unterschiede“, stelle er fest. Die Lagerverwaltung habe sein formell beantragtes Unterfangen erst für einen Witz gehalten und dann für „illegal“ erklärt.

Kremlgegner sucht noch Mitstreiter
Nawalny findet jedoch keine Mitstreiter, seine Mitinsassen haben Angst vor den Konsequenzen. So habe er eine „Ein-Mann-Gewerkschaft“ gegründet und bereits einige „Siege“ erzielen können. So seien etwa die viel zu niedrigen Hocker in seiner Nähwerkstatt durch richtige Stühle mit Lehnen ausgetauscht worden, berichtet er.

Sprecherin: „Alexej ist unglaublich cool“
„Alexej ist unglaublich cool“, lobte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch den Einsatz für die Rechte der Mitgefangenen. Russlands bekanntester Oppositioneller gilt international als politischer Gefangener. Im Mai dieses Jahres bestätigte ein Gericht die neunjährige Haftstrafe wegen angeblichen Betrugs (siehe Video oben).

Im Juli wurde Nawalny in einem noch strengeren Straflager untergebracht. Im IK-6 soll er nun die Haft absitzen. (Bild: AFP/Natalia Kolesnikova)
Im Juli wurde Nawalny in einem noch strengeren Straflager untergebracht. Im IK-6 soll er nun die Haft absitzen.

Früher habe Nawalny andere Menschen immer wieder ermutigt, Gewerkschaften zu gründen, meinte der Oppositionspolitiker, der vor rund zwei Jahren nur knapp einen Giftanschlag überlebte und einige Monate später unter internationalen Protest inhaftiert wurde. Also müsse er es auch tun - „selbst dann, wenn es sich um den gefährlichsten Ort dafür handelt, an dem Streiks, Ungehorsam und Versammlungen explizit verboten sind“. Für einen Streik etwa riskiere man Folter.

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