Am Donnerstag verschlug es den Bundespräsidenten nach Salzburg. Mit der „Krone“ sprach er über Hass, Krise, die Arbeit der Regierung und seinen Gegenkandidaten Marco Pogo.
Zum zweiten Mal binnen zwei Wochen weilte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Donnerstag in Salzburg. Während er vormittags auf der Schranne Unterstützungserklärungen sammelte, tischte ihm später Salzburg-AG-Boss Leonhard Schitter harte Fakten zur Energiekrise auf. Zwischendrin besuchte er die „Krone“-Redaktion, wo er Rede und Antwort stand.
„Krone“: Bei einer Festspiel-Vorstellung vor zwei Wochen hatten Demonstranten einen Galgen mit einer Widmung an die Politik mitgebracht. Was hat das in Ihnen ausgelöst?
Alexander Van der Bellen: Es hat eine Mischung aus Befremden und Entsetzen ausgelöst. Wenn man einen Galgen auf diese Art mit sich trägt, dann will man jemanden aufknüpfen. Das ist eine Grenzüberschreitung, die unzulässig ist. Und ich finde nicht, dass wir das einfach hinnehmen sollen.
Ihnen schwappt sehr viel Hass entgegen. Was macht das mit Ihnen?
Man muss sich da schützen. Sei es nur dadurch, dass man es nicht liest. Ich glaube aber nicht, dass ich zu den Meistgehassten zähle, das trifft pandemiebedingt mehr die Gesundheitsminister oder einen Landeshauptmann. Da sind die Leute eindeutig zu weit gegangen. Man stellt sich nicht vor das Wohnhaus eines Politikers und belästigt die Familie - die Frau und die Kinder. Also da bin ich vergleichsweise privilegiert.
Finden Sie die Regierung genauso schlecht wie wir?
(lacht) Nein, das ist nicht meine Aufgabe. Der Bundespräsident ist da ein bisschen distanzierter. Ich bemühe mich nachzuvollziehen, was die wichtigsten Problemgebiete sind und was geplant ist. Ich kann mich aber erinnern, dass ich mir ein paarmal gedacht habe: „Das sind gute Ideen, wieso verkauft ihr die nicht besser?“ Es liegt teilweise schlicht an der Kommunikation. Beispielsweise gibt es ein 28 Milliarden Euro schweres Maßnahmenpaket zur Abfederung der Inflation, das den Leuten zugutekommt. Aber es ist schwer nachzuvollziehen, was wie in Kraft tritt und wo man welche Anträge stellen muss. Das hätten sie anders verkaufen sollen. Damit die Leute auch sehen und verstehen, dass etwas passiert.
Wie gut sind wir für den Herbst samt Pandemie, Energiekrise und Teuerung gewappnet?
Grundsätzlich okay. Wir werden das überwinden, uns wird schon etwas einfallen. Ich versuche die Situation realistisch zu schildern, aber dabei keine Panik zu verbreiten und den Leuten auch nicht die Zuversicht zu nehmen. Es wird hart, machen wir uns nichts vor. Aber wir werden damit fertig und dürfen den Mut nicht verlieren.
Würden Sie mit Marco Pogo auf ein Bier gehen? Worüber würden Sie plaudern?
Natürlich würde ich mit Marco Pogo ein Bier trinken. Ich schätze ihn als Musiker, er hat Ideen und ist witzig. Ich habe nur nicht verstanden, warum er Bundespräsident werden will, weil das hat ja gar nichts damit zu tun. Er hat ja Medizin studiert. Ich würde ihn schon gerne fragen, wann er sich entschlossen hat, nicht diesen Beruf auszuüben, sondern den anderen. Er hat ja zwei Lebenswege vor sich offen gehabt. Das ist natürlich immer eine sehr persönliche Entscheidung. Bei mir war es damals die Neugier.
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