Der mit seiner Serie „Der kleine Nick“ weltberühmt gewordene französische Zeichner Jean-Jacques Sempé ist tot. Sempé sei am Donnerstagabend im Alter von 89 Jahren in seinem Ferienort „friedlich“ und „umgeben von seiner Frau und seinen engen Freunden“ gestorben, erklärte Sempés Biograf und Freund Marc Lecarpentier gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Auch seine Ehefrau Martine Gossieaux Sempé bestätigte den Tod ihres Mannes, der kommende Woche 90 Jahre alt geworden wäre.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron würdigte den verstorbenen Zeichner. „Die zarte Ironie, die Feinheit der Intelligenz, der Jazz: Wir werden Jean-Jacques Sempé nicht vergessen können“, schrieb Macron auf Instagram. „Sein Blick und sein Stift werden uns schmerzlich fehlen.“ Sempés Werk sei stets von Leichtigkeit geprägt gewesen, gleichzeitig sei dem Blick des Zeichners „nichts entgangen“.
„Er war das Lächeln und die Poesie“
Die französische Premierministerin Elisabeth Borne sprach Sempés Angehörigen und Freunden auf Twitter ihr Beileid aus. „Sempé, das war die Zeichnung und der Text. Es war das Lächeln und die Poesie.“ Sempés Leser hätten manchmal Tränen gelacht - heute würden sie Tränen der Trauer vergießen.
Sempé hatte die Figur des kleinen, im Frankreich der 1950er-Jahre lebenden Buben Nick zusammen mit „Asterix“-Autor René Goscinny erfunden. Die erste Geschichte erschien am 29. März 1959 in der Regionalzeitung „Sud-Ouest Dimanche“.
In 45 Ländern erfolgreich
Binnen sechs Jahren wurden mehr als 200 Episoden um Nick, seinen immer hungrigen Freund Otto, den bebrillten Streber Adalbert und den prügelbereiten Franz veröffentlicht. Sie erschienen später als Bücher und wurden in 30 Sprachen übersetzt. 15 Millionen Exemplare wurden in 45 Ländern verkauft, sie wurden verfilmt und als Zeichentrickserie adaptiert.
Sempé selbst sagte 2018 über die Reihe, sie sei für ihn „ein Weg gewesen, das Elend, das ich in meiner Kindheit erlebt habe, wieder aufleben zu lassen und gleichzeitig sicherzustellen, dass alles gut ausgeht“. Er war am 17. August 1932 als uneheliches Kind im Dorf Pessac nahe Bordeaux geboren worden und wuchs zunächst in einer gewalttätigen Pflegefamilie auf, bis seine Mutter ihn zurückholte - und ihn so der Gewalt seines Stiefvaters aussetzte.
Freundschaft mit Goscinny
Sempé wollte eigentlich Jazz-Pianist werden und verließ die Schule im Alter von 14 Jahren, um zum Militär zu gehen. Der soldatische Drill taugte ihm aber ebenso wenig: Sempé begann, Zeichnungen an Pariser Zeitungen zu verkaufen. Während der Tätigkeit für eine Nachrichtenagentur freundete er sich mit Goscinny an - und legte so den Grundstein für den späteren Welterfolg mit „Der kleine Nick“.
In den ersten Jahren interessierte sich allerdings kaum jemand für die Zeichnungen des kleinen Burschen. Sempé hielt sich mit Zeichnungen für Zeitungen finanziell über Wasser, es seien „schreckliche“ Jahre gewesen, sagte Sempé später.
Bedeutende Coverzeichnungen im „New Yorker“
Ein solides Einkommen bescherte Sempé erst seine Tätigkeit bei dem US-Magazin „New Yorker“, das ihn 1978 anstellte. „Ich war fast 50 und zum ersten Mal in meinem Leben existierte ich“, sagte der Zeichner später über diesen Wendepunkt in seinem Leben. Sempé illustrierte in den Folgejahren so viele Titelseiten des für seine künstlerisch hochwertigen Cover bekannten „New Yorker“ wie kein anderer Künstler.
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