Der Kreml hat angedeutet, einem Abzug seines Militärs rund um das Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja zuzustimmen. Die Kontrolle über das Gebäude will Moskau aber behalten. Zuvor war das AKW im Süden der Ukraine immer wieder unter Beschuss geraten.
„Das ist eine vernünftige Forderung mit der Entmilitarisierung des AKW Saporischschja. Ich denke, wir werden das unterstützen“, sagte der Vizechef des Außenausschusses im russischen Parlament, Wladimir Dschabarow am Freitag. Die Kontrolle über das AKW will Moskau behalten, eine Übergabe an die Ukraine schloss Dschabarow daher aus. „Russland muss die Kontrolle über die Anlage behalten“, betonte er. Zuvor hatte Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja einen Abzug der Truppen noch abgelehnt. Selbiges gilt nun für Spitzenpolitiker wie Konstantin Kossatschow, Vizechef des russischen Parlamentsoberhauses Föderationsrat.
Schutzschild für Artillerie?
Das leistungsstärkste Kernkraftwerk Europas ist seit März von russischen Truppen besetzt und war in den vergangenen Wochen immer wieder unter Beschuss geraten. Dabei wurde die Anlage beschädigt, wenngleich bisher keine kritische Infrastruktur getroffen wurde. Die Regierungen in Russland und der Ukraine machen sich gegenseitig für die Angriffe verantwortlich. Ukrainische und westliche Politiker sowie Politikerinnen werfen Moskau vor, das Atomkraftwerk als Schutzschild für die eigene Artillerie zu missbrauchen.
„Niemand sonst hat ein Atomkraftwerk so offensichtlich benutzt, um die ganze Welt zu bedrohen und Bedingungen zu stellen“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag in seiner abendlichen Videoansprache. Er wirft Moskau „nukleare Erpressung“ vor, der Kreml spricht von „atomarem Terrorismus“. Die Berichte lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Expertenmission denkbar
Der Chef der Internationalen Atombehörde, Rafael Grossi, forderte Moskau und Kiew am Donnerstag dazu auf, internationale Experten und Expertinnen in die Anlage in Saporischschja zu lassen. Dazu ist zumindest Moskau laut eigenen Angaben bereit. Eine solche Mission solle „möglichst schnell - vielleicht sogar bis Ende August“ durchgeführt werden. Geleitet werden könnte sie von Grossi, der sich dazu bereiterklärt hat.
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