„Krone“-Kommentar

Und was ist, wenn China Ernst macht?

Analysiert für die „Krone“: Wirtschaftsexperte und stellvertretender Chefredakteur Dr. Georg Wailand

(Bild: Krone KREATIV, stock.adobe.com)

Die Abhängigkeit von Putin und seiner Lust, am Gashahn zu drehen, hat Europa geschockt. Inzwischen werden allerorten Maßnahmen überlegt oder auch schon vollzogen, um sich aus der Zwangsjacke dieser Abhängigkeit zu befreien.

Aber halt, darf man bei dieser Gelegenheit auch einmal einen Schritt weiter denken: Was ist, wenn China einmal Ernst machen sollte? Nein, nicht beim Gas, aber bei anderen, für Europas Wirtschaft überlebenswichtigen Produkten. Die Hälfte der Computerchips, die in allen Smartphones und Geräten etc. verwendet werden, stammt aus Taiwan. China hat erst kürzlich demonstriert, was es von einer Unabhängigkeit Taiwans hält. Nämlich nichts. Dort stehen aber die Chipfabriken, ohne die nichts mehr geht.

Europa hoppelt ziemlich hilflos hinterher. Die Akkus für Elektroautos, ach wie umweltfreundlich!, kommen fast ausnahmslos aus China, Südkorea und Japan. Aber die Photovoltaikanlagen, die jetzt alle wollen? Auch die stammen zu zwei Dritteln aus China und nur zu 0,4 Prozent aus Europa - und das, obwohl Europa anfänglich in dieser Technologie führend war.

Gerade bei Wärmepumpen und Windanlagen spielen europäische Anbieter eine Rolle - aber sonst? Wer sich von Europa erhofft hatte, dass man große Themen gemeinsam angehen würde, muss enttäuscht sein: In der Energiepolitik ist der Zug längst abgefahren. Erst mit Putin am Steuer und in Zukunft vielleicht noch bedrohlicher mit China, das eine Unzahl von Abhängigkeiten ausspielen könnte. Reicht der Putin-Schock nicht, damit Europa aufwacht?