Weltweites Entsetzen
Autor Rushdie wird wohl Auge verlieren
Nach dem Angriff auf ihn bei einer Lesung musste der Star-Autor Salman Rushdie operiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden. Er könne derzeit nicht sprechen und werde wahrscheinlich ein Auge verlieren, sagte Literaturagent Andrew Wylie. Weltweit ist das Entsetzen groß.
„Die Nachrichten sind nicht gut“, sagte Wylie. Nervenstränge in Rushdies Arm seien durchtrennt und seine Leber beschädigt worden. Der 75-jährige Autor war am Freitag vor einer Lesung im Ort Chautauqua im US-Bundesstaat New York angegriffen und schwer verletzt worden. Bei dem Täter soll es sich um einen 24-jährigen US-Amerikaner handeln. Rushdie wurde der Polizei nach mindestens einmal in den Hals und den Bauch gestochen. Ein Hubschrauber brachte ihn in ein örtliches Krankenhaus. Hintergründe wie die Motive des Täters waren vorerst unklar.
Vor 30 Jahren im Iran zum Tode verurteilt
Ob der Mann in Zusammenhang mit der Fatwa steht, bliebt zunächst offen. Der britisch-indische Autor Rushdie war vor mehr als 30 Jahren per islamischem Rechtsurteil zum Tode verurteilt worden. Grund ist sein Werk „Die satanischen Verse“ aus dem Jahr 1988, durch das sich einige Muslime und Musliminnen in ihrem religiösen Empfinden verletzt fühlten. Dem Schriftsteller wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Daraufhin veröffentlichte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini ein religiöses Rechtsdokument, das zur Tötung des Schriftstellers aufforderte.
Selbiges galt für all jene, die daran beteiligt waren, das Buch zu verbreiten. Ein japanischer Übersetzer wurde tatsächlich getötet, Rushdie erhielt Polizeischutz und musste untertauchen. Vor wenigen Tagen hatte er dem Magazin „Stern“ noch gesagt, dass er sich in den USA mittlerweile sicher fühle. Allerdings sei es schlimm, „dass Morddrohungen alltäglich geworden sind.“
Hunderte Menschen bei Veranstaltung
Der Angriff ereignete sich in der sogenannten Chautauqua Institution, einem Erziehungs- und Kulturzentrum. Dort hätte die Lesung unter dem Titel „Mehr als Schutz“ („More than Schelter“) abgehalten werden sollen, bei der über die Vereinigten Staaten als Zufluchtsort für Schriftsteller und Schriftstellerinnen im Exil sowie über die Verfolgung von Kunstschaffenden diskutiert werden sollte.
Laut der Polizei stürmte der junge Mann die Bühne gegen 11 Uhr Ortszeit (17 Uhr MESZ) und stach vor hunderten Menschen auf Rushdie ein. Mehrere von ihnen seien daraufhin auf den Verdächtigen gestürzt und hätten ihn zu Boden gebracht. Ein Polizist habe den 24-Jährigen schließlich festgenommen, ein zufällig anwesender Arzt den Autor behandelt, bis die Rettungskräfte eintrafen.
UN-Generalsekretär und Regierung entsetzt
Am späten Freitagabend haben die US-Regierung und UN-Generalsekretär mit Entsetzen auf den Angriff reagiert. „In keinem Fall ist Gewalt eine Antwort auf Worte, die von anderen in Ausübung ihrer Meinungs- und Ausdrucksfreiheit gesprochen oder geschrieben wurden“, sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres. Die US-Regierung sprach von einem „verwerflichen Angriff“. Sie bete dafür, dass der 75-Jährige schnell genese.
In keinem Fall ist Gewalt eine Antwort auf Worte.
Stephane Dujarric, Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres
Die Tat löste zudem weltweit Entsetzen aus. Rushdie veröffentlichte mehr als zwei Dutzend Romane, Sachbücher und andere Schriften. Sein Stil wird als Magischer Realismus bezeichnet, in dem sich realistische mit fantastischen Elementen verweben. Er lebt seit vielen Jahren in New York und kritisiert unter anderem Anhänger und Anhängerinnen von Donald Trump.
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