Nicht nur Entsetzen
Irans Medien feiern Angriff auf Autor Rushdie
Während der Angriff auf den Schriftsteller Salman Rushdie weltweit Entsetzen ausgelöst hat, wird er in iranischen Medien gefeiert. Der mutmaßliche Täter habe „mutig und pflichtbewusst“ gehandelt. Das geistliche Oberhaupt des Iran hatte 1989 dazu aufgerufen, Rushdie zu töten. Ihm wird vorgeworfen, religiöse Gefühle verletzt zu haben.
Wie berichtet, hatte ein 24-Jähriger den indisch-britischen Schriftsteller Salman Rushdie am Freitag vor einer Literaturveranstaltung mit einem Messer attackiert und schwer verletzt. Er musste daraufhin mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen und notoperiert werden. Das Motiv des jungen Mannes war zunächst unklar. Er soll laut Polizei alleine gehandelt haben.
Ebenfalls unklar ist, ob verstärkte Sicherheitsmaßnahmen das Attentat verhindern hätten können. Nach Informationen des US-Senders CNN soll das Institut im US-Bundesstaat New York zwei Tage zuvor abgelehnt haben, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Dort hätte die geplante Lesung abgehalten werden sollen.
US-Regierung: „Entsetzliche Gewalttat“
Der Vorfall löste weltweit Entsetzen aus. So sprach der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, von einer „entsetzlichen Gewalttat“. Die gesamte Regierung dankte zudem den Gästen der Veranstaltung und Einsatzkräften, die Rushdie „nach dem Angriff so schnell geholfen hätten“. Schriftsteller-Kollegen und -Kolleginnen wie „Harry Potter“-Autorin Joanne K. Rowling, Stephen King und Günter Wallraff drückten ebenfalls ihre Bestürzung aus und wünschten eine baldige Besserung.
Iranische Zeitung: „Tausend Bravos“
Einen gänzlich anderen Weg gehen mehrere iranische Medien. Die Zeitung „Kayhan“ schrieb: „Tausende Bravos (...) für die mutige und pflichtbewusste Person, die den abtrünnigen und bösen Salman Rushdie in New York angegriffen hat.“ Andere Zeitungen brachten die Schlagzeilen „Messer im Nacken von Salman Rushdie“ und „Satan auf dem Weg zur Hölle“. Die Führung in Teheran äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.
Nach dem Angriff auf Rushdie wird spekuliert, ob der vor mehr als 30 Jahren veröffentlichte Mordaufruf eine Rolle gespielt haben könnte. Das damalige geistliche Oberhaupt des Iran rief darin alle Muslime dazu auf, den indisch-britischen Autor zu töten, weil dieser mit seinem Roman „Die Satanischen Verse“ den Islam, den Koran und den Propheten Mohammed beleidigt habe.
Der Roman ist teilweise vom Leben Mohammeds inspiriert, der nicht zwischen der Offenbarung Gottes und der Einflüsterung des Teufels unterscheiden kann. Nach dem Mordaufruf wurde Rushdie damals unter Polizeischutz gestellt.
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