„Kopfgeld“ ausgesetzt
Fischsterben in der Oder: Suche nach Schuldigen
Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder an der deutsch-polnischen Grenze hat die Regierung Polens nun eine hohe Belohnung ausgesetzt. Für Hinweise, die zur Ergreifung eines Täters führen, habe die Polizei eine Summe von umgerechnet 210.000 Euro ausgelobt, sagte Vize-Innenminister Maciej Wasik am Samstag in Gorzow Wielkopolski. Vermutet wird, dass eine riesige Menge an chemischen Abfällen in den Fluss gekippt wurde.
„Wir wollen die Schuldigen finden und die Täter des Umweltverbrechens bestrafen, um das es hier wahrscheinlich geht“, betonte Regierungschef Mateusz Morawiecki. Polens Regierung und Behörden stehen unter Druck, weil sie zu zögerlich vor dem Fischsterben gewarnt haben. Politiker und Naturschützer bezeichneten die Folgen der Oder-Verschmutzung als Umweltkatastrophe. Die Ursache ist noch nicht geklärt. Laboranalysen von Proben des Wassers und von toten Fischen dauerten an.
Politisches Köpferollen
Der Umgang mit dem Fischsterben hat unterdessen in Polen personelle Konsequenzen ausgelöst. Regierungschef Morawiecki entließ den Chef der Wasserbehörde und der Leiter der Umweltbehörde, weil sie zu langsam auf das Fischsterben in der Oder reagiert haben sollen. Auch in Deutschland kritisierten Bund und Land offen, Polen habe nicht rechtzeitig informiert und die übliche Meldekette bei solchen Ereignissen nicht eingehalten.
Er schließe weitere personelle Konsequenzen nicht aus, sagte Polens Regierungschef nun. Er räumte ein, erst am 10. August von dem massiven Fischsterben erfahren zu haben. „Ich wurde auf jeden Fall zu spät informiert.“ Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli erste Hinweise darauf bekommen, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben.
Gefährliche Aufräumarbeiten
Im Oder-Grenzgebiet im deutschen Bundesland Brandenburg haben indes Hunderte Helfer am Samstag damit begonnen, tote Tiere einzusammeln. In der Kleinstadt Lebus, nicht weit entfernt von Frankfurt (Oder), habe sich am Ufer durch die Verwesung der Fische unangenehmer Geruch ausgebreitet, schilderte ein dpa-Reporter. Es seien auch Vögel zu sehen, die tote Fische wegtragen. Einsatzkräfte in Lebus trugen unter anderem Gummistiefel und Handschuhe. Sie müssen sich vor Kontakt mit dem Wasser und den Fischen schützen.
„Ich rechne mit mehreren Tonnen Fisch, die wir rausholen“, sagte Thomas Rubin für die Kreisverwaltung Märkisch-Oderland. Dort seien auf rund 80 Kilometern Länge etwa 300 Helfer vor allem am Ufer unterwegs. Die Bürgermeisterin der Stadt Schwedt an der Oder, Annekathrin Hoppe, sagte im rbb-Inforadio am Samstag, die Helfer seien beim Einsammeln mit Schutzanzügen ausgerüstet. Es sei davon auszugehen, dass dort gesundheitsgefährdende Stoffe für den Menschen vorhanden seien.
Erhöhte Salz-Werte
Nach Angaben von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel weist die Oder „sehr stark erhöhte Salzfrachten“ auf. Das sei „absolut atypisch“, sagte der Grünen-Politiker am Freitagabend im RBB-Fernsehen. Vogels Ministerium erklärte, die gemessenen Salzfrachten könnten im Zusammenhang mit dem Fischsterben stehen. „Nach jetzigen Erkenntnissen wird es jedoch nicht ein einziger Faktor sein, der das Fischsterben in der Oder verursacht hat“, hieß es in einer Mitteilung. Der Begriff Salzfrachten bezeichnet im Wasser gelöste Salze.
Die Ergebnisse seien aber „noch nicht voll aussagefähig und nicht abschließend“, hieß es. Weitere Untersuchungsdaten soll es in der kommenden Woche geben. Mit Blick auf Quecksilber-Funde sagte Vogel, das werde weiter überprüft.
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