Tabulos, intelligent und bitterböse - Kabarettistin Lisa Eckhart erntet für ihre Programme Beifall und Shitstorms. Am 20. August kommt sie zum ersten Heimspiel nach Leoben, vorab gab sie der „Krone“ ein Interview.
„Krone“: Frau Eckhart, was hat Sie denn zur passionierten Provokateurin gemacht?
Lisa Eckhart: Ich muss gestehen, dass ich mich eher als jemand empfinde, der auf Provokation von außen reagiert. Ich glaube, ich bin noch das geringste Übel! Ich greife Dinge, die ich für leicht provokant halte, auf und mache dann was Lustiges daraus.
Über schwarzen Humor lacht man. Wenn es provokant wird, bleibt einem der Lacher oft im Hals stecken. Welche Reaktion ist Ihnen lieber?
Eine, die ich hören kann, gefällt mir. Es muss kein Lachen sein, aber Schluchzen und Weinen wäre schön. Nur dieses Steckenbleiben ist mir nicht genug, man sollte es runterschlucken können.
Wann weint man bei einer Lisa Eckhart?
Das ist durchaus vorgekommen! Nicht weil ein Abend so melancholisch oder sentimental wäre, sondern aus Verzweiflung. Offenbar, weil man keine andere Emotion kennt, um auf das zu reagieren, was es auf der Bühne zu sehen gibt.
Bei Ihnen spürt man oft eine gewisse Arroganz, eine Geste von oben herab, die das Publikum zu erwarten scheint. Ist das nicht Sadomasochismus?
Wenn das manche so lustvoll betiteln, freut mich das natürlich. Wenn der Bühnengraben ein paar Meter tief ist, erwartet man wohl auch, dass eine Künstlerin von oben herab spricht. Ich werfe meiner Kollegschaft vor, dass sie mitunter auf die Bühne kriecht und sich anzubiedern versucht. Das finde ich ungehörig, richtig unmoralisch!
Sie zelebrieren den Tabubruch. Gibt es für Sie eigentlich Grenzen des guten Geschmacks?
Nein, es gibt Grenzen der Ästhetik, es gibt misslungene, schlechte Witze, aber kein Gut und Böse.
Verstehen denn Kritiker Ihre Pointen absichtlich falsch, um Sie leichter als antisemitisch einzuordnen?
Ganz sicher! Manche will ich gar nicht schelten, weil sie nicht zurechnungsfähig wirken. So manchen würde ich eher einen verwirrten Verehrer als einen Kritiker nennen, da bin ich niemandem böse.
Spekulieren Sie heute noch mit der Empörung?
Keinesfalls ist das das Ziel der Sache! Mir geht es um das Amüsement und darum, den Leuten wieder einen Kunstbegriff näherzubringen, der konstant verraten wird. Empörung liegt mir fern.
Gibt es für Sie ein Korrektiv? Ich habe gehört, dass Sie die Texte vor einer Veröffentlichung Ihrer Mutter am Telefon vorlesen?
Ja, das stimmt. Aber nach einigen Jahren hab ich mich davon emanzipiert und mittlerweile den Sensor derart verinnerlicht, dass ich das selbst übernehme.
Ihre Großmutter ist vor Kurzem 90 geworden, wie reagiert sie auf Ihre Spitzzüngigkeit?
Ich glaube, dass meine Oma beim Auftritt in Weiz das Hörgerät ganz bewusst ein wenig runtergedreht hat und sich einfach nur daran ergötzt hat, mich zwei Stunden auf der Bühne zu sehen. Ich denke, genau hinzuhören, würde ihr diesen Genuss verderben.
Apropos Auftritt: Wird der Abend am 20. August in Leoben ein emotionaler?
Gewiss! Ich habe noch nie ein Solo in meiner Heimatstadt gespielt, mal schauen, wie sich das Publikum beträgt. Das wird sehr aufschlussreich sein, wenn ich einmal in die Politik gehe und der Stadt Leoben dann besondere Aufmerksamkeit schenke - oder nicht. Ich bin gespannt.
Leipzig statt Leoben: Gibt es etwas, was Sie dort als Steirerin vermissen?
Ja, die Kulinarik in jeder Hinsicht. Das ist wirklich Brachland. Aber ich werde versuchen, steirische Spezialitäten nach Ostdeutschland zu exportieren.
Darf ich noch einmal privat werden? Hat Ihr einjähriger Sohn Sie bereits zum Lachen gebracht?
Tatsächlich tut er das jeden Tag. Aber das Wichtigste: Auch ich bringe ihn zum Lachen. Wäre ich dazu nicht imstande, hätte ich meinen Sohn zur Adoption freigeben müssen.
Wie wird es denn sein, wenn Ihr Kind mitbekommt, womit Mama Geld verdient?
Ich glaube, dass er positiv überrascht sein wird. So wie ich mich auf der Bühne kleide, hält er mich wohl für eine Prostituierte. Er wird erleichtert sein, wenn er merkt, dass ich nur Kabarettistin bin.
Das heißt, man würde Sie privat nie in diesem Outfit erleben?
Nein, um Himmels willen!
Provokante Frage: Man sagt, dass Sie sich seit Ihrer Jugend mit dem Teufel beschäftigen. Ist er ein Feind oder gar ein Menschenfreund?
Definitiv ein Menschenfreund, auch wenn er das vielleicht nicht gerne hört. Der Teufel lässt sich zumindest weit öfter unter den Menschen blicken als Gott es tut.
Wo und wann haben Sie den Teufel zuletzt gesehen?
Gerade vorhin, als ich meinen Managementvertrag verlängert habe.
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