Ein russischer Schlepper durchbrach bei Kittsee im Burgenland mit einem Kastenwagen eine Kontrollstelle. Auf der Flucht überschlug sich das Fahrzeug mit 21 Insassen mehrmals und stürzte in den Graben - krone.at berichtete. Die „Krone“ hat mit Augenzeugen und Beamten vor Ort über den schrecklichen Vorfall gesprochen.
„Entsetzlich! Die armen Menschen wurden wie Puppen aus dem Kastenwagen geschleudert“, so ein geschockter Augenzeuge zu „Krone“-Fotoreporter Christian Schulter. Der Mann hatte gegen 9.50 Uhr gesehen, wie sich der Klein-Lkw auf der Nordost-Autobahn (A6) bei der Ausfahrt Kittsee Richtung Wien mehrmals überschlug.
Pesonen aus Laderaum geschleudert
Der Lenker des in Ungarn zugelassenen weißen Wagens hatte zuvor eiskalt eine Polizeisperre durchbrochen. Er trat das Gaspedal durch und raste mit einem Höllentempo auf und davon. Nachdem er bei der Ausfahrt die Kontrolle über das Fahrzeug verloren hatte, flog dieses meterweit durch die Luft und schlug etliche Male am Boden auf. Das Fatale: Die beiden hinteren Türen öffneten sich. Mehrere Personen wurden aus dem Laderaum geschleudert und prallten am brennend heißen Boden auf.
Vermutlich Flüchtlinge aus Syrien
Für eine Frau und zwei Männer kam jede Hilfe zu spät - die Obduktion findet am Dienstag statt. Sieben Verletzte wurden mit vier ÖAMTC- und einem BMI-Helikopter in umliegende Spitäler geflogen. Bei keinem von ihnen besteht Lebensgefahr, Kind ist keines unter den Schwerverletzten. Bei den 21 Insassen handelte es sich um den Schlepper, 15 junge Männer sowie um vier Kinder und eine Frau - vermutlich allesamt Syrer. Einige der Flüchtlinge waren nach dem Unfall kaum ansprechbar. Andere wiederum hatten versucht, im Wirbel unterzutauchen.
Russischer Lenker mit französischen Papieren
Nachdem der mutmaßliche Schlepper und Todeslenker - für ihn gilt die Unschuldsvermutung - gefasst und zur Inspektion Nickelsdorf gebracht worden war, stellten Kriminalisten fest, dass sich der Russe mit französischem Aufenthaltstitel ausgewiesen hatte. Er wurde ins Kreuzverhör genommen, um mehr über die Hintermänner der Schleppermafia zu erfahren.
„Dieser grauenhafte Unfall zeigt einmal mehr die Skrupellosigkeit der Schleppermafia auf. Wir werden auch weiterhin mit aller Konsequenz gegen sie vorgehen“, so Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Also gegen jene Leute, für die nur Geld eine Rolle spielt - das Leben von Menschen jedoch keine. Über ihre Opfer ist wenig bekannt: Woher genau sie kamen, wohin sie wollten. Wir wissen nur eines: Sie starben auf dem Weg in eine - aus ihrer Sicht - bessere Welt. Samstag auf der A6.
„Horrorbilder während unseres Einsatzes“
Thomas Beck, stellvertretender Bezirkskommandant der Polizei, hatte als Einsatzleiter die Rettungsaktion geleitet. Für die „Krone“ schilderte er seine Eindrücke unmittelbar nach dem Crash.
Thomas Beck: Als wir unmittelbar nach dem schrecklichen Unfall eingetroffen waren, bot sich uns ein wahres Horrorbild. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld: Einige Tote, mehrere Verletzte und Weinende lagen mitten unter den Trümmern.
„Krone“: Wie viele Helfer kamen zum Unglücksort?
Wir Polizisten sicherten mit 15 Personen die Unfallstelle ab. Mehrere Einsatzfahrzeuge der umliegenden Feuerwehren halfen, die Trümmer wegzuräumen. Und die Florianis waren vor allem bei der Bergung der Verletzten aus dem Straßengraben maßgeblich beteiligt.
Gab es auch Unterstützung aus der Luft?
Ja, das Innenministerium hatte eine Heli-Libelle sowie eine Drohne geschickt. So hatten wir auch einen genauen Überblick aus der Luft. Und der ÖAMTC stand gleich mit insgesamt vier „Christophorus“-Hubschraubern im Dauereinsatz. Das war ja auch dringend nötig, da etliche Schwerverletzte in diverse Krankenhäuser geflogen werden mussten.
Was gibt es zum Schlepper zu sagen?
Wir haben ihn in die Inspektion nach Nickelsdorf gebracht und ihn dort der Fremdenpolizei übergeben. Die Kollegen haben sofort mit kriminalistischen Erhebungen begonnen.
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