Angesichts der Kämpfe um das Atomkraftwerk (AKW) Saporischschja in der Ukraine hat der dortige Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Sanktionen gegen Russlands Atomindustrie aufgerufen. Russland baut in mehreren Ländern Kernkraftwerke und lagert auch radioaktiven Müll bei sich.
Russland besetzt das Atomkraftwerk in der Stadt Enerhodar seit Monaten und erteilt dort ukrainischem Personal Befehle. In den vergangenen Wochen stand die Anlage zudem immer wieder unter Beschuss, wofür sich Kiew und Moskau seit einigen Tagen gegenseitig verantwortlich machen.
Russland benutze das AKW, um Menschen in Angst zu versetzen, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache am Samstagabend. Moskau erpresse mit seinem Verhalten nicht nur die ukrainische Führung, sondern die ganze Welt. Selenskyj warf den russischen Truppen vor, das Gelände als Festung zu nutzen, um von dort auf die am anderen Ufer des Dnipro-Stausees liegenden Kleinstädte Nikopol und Marhanez zu schießen.
„Radioaktive Bedrohung“
Die Streitkräfte auf dem Areal des AKW würden „die radioaktive Bedrohung für Europa so erhöhen, wie es sie nicht einmal zu den schwierigsten Augenblicken der Konfrontation in den Zeiten des Kalten Krieges gab“. Darauf müsse es „natürlich eine harte Reaktion geben“, sagte Selenskyj. Ukrainische Diplomaten und Vertretende der Partnerstaaten würden alles unternehmen, um Russlands Atomindustrie zu blockieren. Jeder russische Soldat, der das AKW beschieße oder sich dort verschanze, werde zum Ziel ukrainischer Geheimagenten und der Armee.
Zugleich forderte der ukrainische Präsident, die Verantwortlichen durch die internationale Justiz zur Verantwortung zu ziehen. Es brauche auch Strafmaßnahmen, die die Nuklearindustrie Russlands treffen würden. Das AKW Saporischschja ist mit sechs Reaktoren und einer Nettoleistung von 5700 Megawatt Europas größtes Kernkraftwerk, für die Stromversorgung der Ukraine ist es strategisch bedeutend.
Neue Truppen im Süden
Unterdessen will das russische Militär laut britischen Geheimdiensten seine Truppen im Süden der Ukraine verstärken. Dazu seien vergangene Woche Einheiten umgruppiert worden, heißt es im Bericht. Im Osten greifen die von Russland unterstützten Separatisten-Truppen weiterhin die Regionalhauptstadt Donezk an. Besonders schwere Kämpfe gibt es derzeit im Vorort Pisky in der Nähe des Donezker Flughafens. Moskau hatte erst am Samstag erklärt, Pisky vollständig eingenommen zu haben, was Kiew jedoch dementierte.
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