Mobiles Schlaflabor

Salzburger App „Nukkuaa“ soll Schlafprobleme lösen

Elektronik
16.08.2022 15:15

Ständige Erreichbarkeit, hoher Arbeitsdruck, eine Pandemie und andere Stressfaktoren lassen immer mehr Menschen immer schlechter schlafen. Zumindest ein Viertel der Bevölkerung in Industrieländern - allein in Österreich, Deutschland und der Schweiz rund 25 Millionen Menschen - leidet an schlechter oder sehr schlechter Schlafqualität. Eine App aus Salzburg verspricht nun Abhilfe.

„Zu viele Menschen kommen schwer zur Ruhe und glauben, sie könnten gerade beim Schlaf sparen, um Zeit zu gewinnen“, weiß Professor Manuel Schabus, Schlafforscher an der Universität Salzburg. „Sie vergessen dabei, wie zentral der Schlaf für die Erholung des Immunsystems oder auch aktive Aufgaben wie Informationsspeicherung ist.“

Wer unter chronischen Insomnie-Symptomen leidet, also über längere Zeit schlecht einschläft, durchschläft oder zu früh aufwacht, hat ein erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit und Depressionen, greift vermehrt zu Alkohol und hat eine geringere Lebenserwartung. „Die Kosten für das Gesundheitssystem sind enorm und erhöhen sich im Vergleich zu einer Person, die gut schläft, um das Drei- bis Zehnfache. Am Arbeitsplatz sinkt die Produktivität um 10-13 Prozent und es gibt mehr Krankenstände und Unfälle. Dazu kommt, dass nur etwa 15 Prozent der Betroffenen ärztliche Hilfe suchen, oft aber nur Medikamente für die Akutproblematik bekommen“, ergänzt Schabus.

Schlaflabor für Zuhause
Der Experte ortet „ein gesellschaftliches Schlafproblem, das um sich greift und endlich gelöst werden muss“. Der Schlafforscher ist überzeugt: „Mit etwas Geduld kann jede Person gut schlafen lernen.“ Zusammen mit Mathematikern der Uni Salzburg hat er daher eine neue Methode entwickelt, die es erlaubt, mittels eines einfachen Sensors anhand der Herzaktivität den Schlaf fast genauso präzise zu analysieren wie ein klinisches Schlaflabor, das oft ausgelastet ist und lange Wartelisten hat.

Die Technik steht ab sofort über die Schlaf-Coach-App „NUKKUAA“ - das finnische Wort für schlafen - zur Verfügung. Den dafür benötigten H10-Brustsensor müssen Kunden vom finnischen Kooperationspartner Polar erwerben. „Wir wissen aus Studien, dass auch eine Schlaftherapie per App sehr hilfreich sein kann“, sagt Dr. Christine Blume, Schlafforscherin an der Universität Basel und Teil des Teams. „Leider gibt es viel zu wenige Schlaftherapeutinnen- und Therapeuten. ‘NUKKUAA‘ kann diese Lücke füllen.“

(Bild: Nukkuaa/Erika Mayer)

Die App ist ab sofort in den App-Stores verfügbar. Für die Nutzung werden zwei verschiedene Tarife angeboten: Das „Flexible“-Abo kostet 24.99 Euro pro Monat und kann monatlich gekündigt werden, während das „Best Value“-Abo mit einer Laufzeit von einem Jahr 20 Euro pro Monat kostet. Hinzukommen rund 90 Euro für den Brustgurt. Bis Ende 2022 möchten die Betreiber das Tracking auch über andere Sensoren-Anbieter ermöglichen. Für einen Testzeitraum von sieben Tagen lässt sich die App gratis ausprobieren.

Schlafqualität um 30 Prozent verbessert
Einer internen Studie zufolge verbesserte sich die wahrgenommene Schlafqualität durch die Nutzung der App bei 50 Testpersonen um 30 Prozent, die Aufwachhäufigkeit sank um 65 Prozent und die Einschlafzeit reduzierte sich um 15 Prozent. Auch objektive Schlaf-Parameter verbesserten sich merklich über den Therapieverlauf, so die Uni in einer Mitteilung. 

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